Proteste in Griechenland:Mit Macht gegen Anarchisten

Nicht uneinsichtige Bürger, sondern Radikale sind verantwortlich für die Gewalt auf Athens Straßen. Die Regierung sollte nun Stärke zeigen und die Nation nicht der Anarchie preisgegeben.

Stefan Kornelius

Wer die Toten von Athen als bitteren Beleg für die generelle Reformverweigerung der Griechen und den Realitätsverlust eines ganzen Landes nimmt, der irrt. Bisher haben Regierung und Abgeordnete in großer Eintracht das Büßergewand getragen.

Proteste in Athen (Foto: Foto: Getty)

Allen Umfragen zufolge steht die große Mehrheit der Griechen hinter den Sparbeschlüssen und akzeptiert die Schmerzen, die sich das Land selbst bereiten muss. Der Furor, der sich nun auf den Straßen Athens entlädt, ist kein Beweis dafür, dass die Griechen uneinsichtig oder gar undankbar für die Hilfe aus dem Ausland wären.

Gewaltexzesse radikaler Anarchisten haben in Griechenland eine unrühmliche Tradition. Diese kleinen Gruppen ließen in der Vergangenheit schon bei weit geringeren Anlässen jede Verhältnismäßigkeit vermissen. Ihr Anarchismus sucht die Gewalt wie ein Magnet den Pol.

Daraus nun aber zu schließen, dass es sich bei Griechenland um einen dysfunktionalen Staat handele, dem nicht geholfen werden darf, ist unsachlich. Die Anarchisten stehen nicht für Griechenland, und die Toten sollten als Mahnung für alle Zündler dienen, die jetzt immer noch mit Emotionen spielen.

Die griechische Regierung darf nun nicht in Panik verfallen. Sie muss Stärke zeigen und beweisen, dass die Nation weder der finanziellen noch der sozialen Anarchie preisgegeben wird. Gut wäre es, schnell einen Katalog für die Strafverfolgung von Steuerhinterziehern, Betrügern und Subventionsschwindlern aufzusetzen.

Das gäbe den Menschen Vertrauen in einen Rechtsstaat, der gerade ins Wanken gerät. Wirtschaftskrisen und die Stabilität eines Landes sind immer eng miteinander verflochten - auch das ist eine Lehre aus der Misere.

© SZ vom 06.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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