Chronologie der Proteste:Jahr des Aufbruchs in der Ukraine

Janukowitsch ist getürmt, Julia Timoschenko frei - und die bisherigen Regierungsgegner arbeiten im Eiltempo an neuen politischen Strukturen: Die Entwicklung der vergangenen Tage und Wochen in Bildern.

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Demonstration zur Situation in der Ukraine

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Janukowitsch ist getürmt, Julia Timoschenko frei - und die bisherigen Regierungsgegner arbeiten im Eiltempo an neuen politischen Strukturen: Die Entwicklung der vergangenen Tage und Wochen in Bildern.

24. Februar: Nach dem gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch wird wegen "Massenmordes an friedlichen Bürgern" gefahndet, teilt der neu eingesetzte Innenminister der Übergangsregierung, Arsen Awakow, auf seiner Facebook-Seite mit. Wo sich Janukowitsch aufhält, ist immer noch nicht bekannt. Die neue Staatsführung der Ukraine arbeitet im Eiltempo an neuen politischen Strukturen, darüber hinaus kämpft sie auch gegen den offenbar drohenden Staatsbankrott.

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23. Februar: Das ukrainische Parlament bestimmt Alexander Turtschinow zum Übergangspräsidenten. Er gehört zur alten Riege der ukrainischen Politik und gilt als treuer Anhänger Julia Timoschenkos. Am Sonntagabend hält er eine Ansprache an die Nation. Darin kündigt er einen Westkurs der ehemaligen Sowjetrepublik an, betont aber zugleich die Bedeutung der Beziehungen zum Nachbarn Russland.

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22. Februar: Nach zweieinhalb Jahren darf Julia Timoschenko das Haftkrankenhaus in Charkow verlassen. Sie reist unmittelbar nach Kiew, wo sie auf dem Maidan am Samstagabend eine emotionale Rede hält. Sie ruft die Regierungsgegner zum Weitermachen auf. Die Demonstranten reagieren zunächst verhalten. Die Oppositionspolitikerin ist in ihrer Heimat nicht unumstritten, ein großer Teil der Demonstranten auf dem Maidan sieht sie als Teil der alten politischen Elite.

Viktor Janukowitsch

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22. Februar: Das ukrainische Parlament erklärt Präsident Viktor Janukowitsch für abgesetzt. Der Staatschef übe sein Amt nicht aus und habe sich widerrechtlich Vollmachten angeeignet, erklären die Abgeordneten. 328 stimmen für den Beschluss. Schon bevor das Ergebnis offiziell ist, brechen die Parlamentarier in lauten Jubel aus und klatschen Beifall.

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22. Februar: Janukowitschs Macht wird immer brüchiger, doch einen Rücktritt lehnt er ab. Der Präsident befindet sich nicht mehr in Kiew und ist offenbar nach Charkow in den Osten des Landes gereist. Seine Residenz, die außerhalb Kiews liegt, ist offen und unbewacht, zahlreiche Bürger machen sich auf dem Weg dorthin. Derweil unterstützen die Sicherheitsorgane des Innenministeriums nun offiziell die Opposition. In Kiew übernehmen Vertraute der Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko einflussreiche Positionen, darunter das Innenministerium. Der Timoschenko-Vertraute Alexander Turtschinow wird zum Parlamentspräsidenten gewählt. Darüber hinaus stimmt das Parlament einem Gesetz zur Freilassung Timoschenkos zu.

Violence Escalates As Kiev Protests Continue

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22. Februar: Trotz der Vereinbarung zwischen Regierung und Opposition bleiben auch am Samstag viele Demonstranten auf dem Maidan. Sie verlangen einen sofortigen Rücktritt von Präsident Janukowitsch. Oppositionspolitiker Klitschko will noch am gleichen Tag im Parlament über eine Absetzung des Präsidenten abstimmen lassen und fordert Neuwahlen bis zum 25. Mai.

Vereinbarung über Krisenlösung in Kiew unterzeichnet

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21. Februar: Am Nachmittag unterzeichnen Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (von links), Oppositionspolitiker Vitali Klitschko, Oppositionspolitiker Oleg Tjagnibok, der ukrainische Staatspräsident Viktor Janukowitsch, Oppositionspolitiker Arseni Jazenjuk und der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski im Kiewer Präsidentenpalast den ausgehandelten Kompromiss.

Anschließend ordnet das Parlament die Macht im Land neu und verabschiedet weitreichende Änderungen am bisherigen Machtgefüge. Es beschließt die Rückkehr zur Verfassung von 2004 und beschneidet damit die Befugnisse des Präsidenten.

Violence Escalates As Kiev Protests Continue

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21. Februar: Viele Regierungsgegner in Kiew sind zunächst nicht Willens, das Angebot Janukowitschs anzunehmen. Nach weiteren Gesprächen stimmt der sogenannte Maidan-Rat dem Kompromiss schließlich zu. Doch die Protestbewegung ist nicht homogen. Einige fordern weiter den sofortigen Rücktritt des Präsidenten, rechte Aktivisten kündigen Widerstand an.

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21. Februar: Vor der Erklärung Janukowitschs kommt es im Parlament zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zerstrittener Abgeordneter.

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21. Februar: Die ganze Nacht verhandeln die Regierung und Opposition unter Vermittlung von EU und Russland. Im Verlauf des Tages zeichnet sich ab, dass die Konfliktparteien zu einer Lösung gekommen sind. Präsident Janukowitsch kündigt Neuwahlen und die Rückkehr zur Verfassung von 2004 an, die die Rechte des Präsidenten beschneiden soll.

Riots in Kiev

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20. Februar: Ein Priester steht in Kiew vor einer Barrikade. Die Opposition trauert um Dutzende getötete Demonstranten. Auch viele Sicherheitskräfte sollen getötet worden sein.

Anti-government protests in Ukraine

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20. Februar: Dutzendfach müssen durch Schüsse verletzte Demonstranten in Kiew versorgt werden.

Anti-government protests in Ukraine

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20. Februar: Dutzende Tote liegen aufgebahrt auf dem Maidan in Kiew. Demonstranten trauern um ihre getöteten Mitstreiter.

Riots in Kiev

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20. Februar: Dieser Donnerstag ist der vorerst blutigste Tag der ukrainischen Aufstände. Unter einer blutbefleckten Fahne liegt die Leiche eines Demonstranten.

Anti government protests in Ukraine

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19. Februar: Am Morgen nach den Straßenkämpfen steigt auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew Rauch auf. Die Lage ist angespannt, die Demonstranten rüsten sich für neue Zusammenstöße. In der EU werden die Rufe nach Sanktionen gegen die ukrainische Regierung lauter.

Riot policemen stand guard as they are hit by fire caused by molotov cocktails hurled by anti-government protesters during clashes in Kiev

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18. Februar: Die Proteste eskalieren: Am Abend gegen 20 Uhr stürmt die Polizei die Lager der Opposition und setzt Wasserwerfer und Blendgranaten ein. Auch das Hauptquartier der Regierungsgegner gerät in Brand.

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18. Februar: Der Kampf zwischen Opposition und Führung auf den Straßen von Kiew hat schlimme Folgen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gab es mindestens 25 Tote und 1000 Verletzte.

REKRUTEN-VEREIDIGUNG

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31. Januar: Angesichts der andauernden Machtkämpfe meldet sich erstmals die Armeeführung zu Wort. Bei einer weiteren Eskalation der schweren Krise drohe die Spaltung des Landes, warnen die Militärs. Präsident Janukowitsch müsse die Lage entschärfen.

Bulatov, 35, one of the leaders of anti-government protest motorcades called 'Automaidan', speaks to journalists after being found near Kiev

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31. Januar: "Sie haben mich gekreuzigt. Sie haben meine Hände durchstoßen", sagt Dmitro Bulatow im Fernsehen. Der 35-Jährige war eine Woche lang verschwunden. Bulatow ist Anführer der Gruppe Automaidan, die mehrere Autokorsos organisierten, die zu den Wohnsitzen von ukrainischen Spitzenpolitikern führten. Nach Auskunft eines Freundes wurde er von seinen Peinigern im Wald ausgesetzt und habe sich aus eigener Kraft in ein Dorf gerettet.

Extraordinary session of Ukrainian Parliament in Kiev.

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29. Januar: In einer Sondersitzung verabschiedet das ukrainische Parlament die Amnestie für inhaftierte Regierungsgegner. Gegen den Willen der Opposition macht die Regierungspartei zur Bedingung für die Amnestie, dass Demonstranten besetzte Straßen und Regierungsgebäude räumen müssen.

Nikolai Asarow

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28. Januar: Das ukrainische Parlament wird aus der Winterpause gerufen, um erneut über die Zukunft von Regierungschef Mykola Asarow zu beraten - doch der kommt einem geplanten Misstrauensvotum zuvor und tritt zurück. Er wolle damit einen "politischen Kompromiss für eine friedliche Lösung des Konflikts" ermöglichen, heißt es in einer Erklärung.

Anti government protests in Ukraine

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27. Januar: Opposition und Regierung kommen zu Verhandlungen zusammen. Nach mehr als vierstündigen Gesprächen einigen sie sich nach offiziellen Angaben auf die Abschaffung umstrittener repressiver Gesetze.

UKRAINE-POLITICS-EU-RUSSIA-UNREST

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26. Januar: Regierungsgegner besetzen das Justizministerium in Kiew. Mehrere Dutzend Demonstranten werfen die Fenster im Erdgeschoss des Gebäudes ein und übernehmen die Kontrolle über das komplette Ministerium.

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25. Januar: Staatschef Viktor Janukowitsch macht den Oppositionsführern ein überraschendes Angebot. Er will die Macht mit ihnen teilen, Arseni Jazenjuk soll Ministerpräsident, Vitali Klitschko (im Bild) sein Stellvertreter werden. Der frühere Boxweltmeister lehnt das umgehend ab, er spricht von einem "vergifteten Angebot". Jazenjuk hält sich alles offen.

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25. Januar: Aktivisten stürmen das Ukrainische Haus in Kiew. Die Polizei hatte in dem Veranstaltungshaus Einsatzkräfte stationiert.

Anti-government protests in Ukraine.

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23. Januar: Viele Ukrainer zünden Kerzen zum Gedenken an Sergey Nigoyan. Er ist eines der Opfer, die von Scharfschützen erschossen worden sein sollen.

Anti-government protests in Ukraine

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22. Januar: Der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko hatte gewarnt, dass es Tote geben würde - nun ist aus der Warnung Gewissheit geworden: Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei ist ein Demonstrant erschossen worden.

Anti-government protests in Ukraine

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20. Januar: Mehr als 200 Menschen sollen bei den Protesten am 20. Januar verletzt worden sein. Auch am Tag nach den schweren Ausschreitungen demonstrieren mit Gasmasken vermummte Oppositionelle. Präsident Janukowitsch spricht von einer "Bedrohung fürs ganze Land".

Anti-government protests in Ukraine.

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19. Januar: Brennende Polizeibusse, Tränengas, Explosionen: Nach wochenlangen friedlichen Protesten kommt es zu schweren Ausschreitungen zwischen oppositionellen Demonstranten und der Polizei.

Anti government protests in Ukraine

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19. Januar: Hunderte mit Holzknüppeln ausgerüstete und mit Masken vermummte Oppositionelle versuchen, Absperrungen im Regierungsviertel zu durchbrechen und das Parlamentsgebäude zu stürmen. Demonstranten werfen Steine auf Polizisten und zünden Feuerwerkskörper. Die Sicherheitskräfte setzen nach Augenzeugenberichten Blendgranaten, Tränengas und Wasserwerfer ein.

Anti government protests in Ukraine

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19. Januar: Auch der prowestliche Oppositionspolitiker und Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko wird mit einem Feuerlöscher angegriffen, als er versucht, aufgebrachte Demonstranten zu beruhigen.

Proteste am Maidan in Kiew

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Chronologie der Proteste:Proteste am Maidan in Kiew

19. Januar: Bis zu 200.000 Menschen kommen ins Zentrum Kiews, um gegen das jüngst verhängte Demonstrationsverbot zu protestieren.

Anti-government protests in Ukraine.

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19. Januar: "Ich schließe einen Bürgerkrieg nicht mehr aus. Doch wir werden jede Möglichkeit nutzen, um Blutvergießen zu vermeiden", warnt der proeuropäische Oppositionspolitiker Vitali Klitschko. Udar, der Name der Partei des Ex-Boxweltmeisters, steht für "Ukrainische Demokratische Allianz für Reformen" und bedeutet zugleich "Faustschlag".

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19. Januar: Aufwärmen auf dem Unabhängigkeitsplatz: Die Europäische Union kritisiert die deutliche Verschärfung der Regeln für Demonstrationen durch das ukrainische Parlament. Die inhaftierte ehemalige Premierministerin Julia Timoschenko spricht von einer "Kriegserklärung an das eigene Volk", die Opposition von einem "Staatsstreich".

Pro-European integration supporters with taped mouths attend a rally against newly approved laws near the presidential administration in Kiev

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19. Januar: Unterstützer der proeuropäischen Seite demonstrieren mit Handschellen und Kunstblut gegen die Einschränkungen durch das Parlament.

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16. Januar: Das Parlament schränkt mit mehreren Gesetzen das Demonstrationsrecht ein. In einer turbulenten Sitzung erhöht die Oberste Rada in Kiew die Haftstrafen für die Besetzung und Blockade von Regierungsgebäuden. Das Parlament stellt zudem Vermummungen auf Demonstrationen sowie Verleumdung und "extremistische Aufrufe" im Internet unter Strafe.

BESTPIX Ukraine Protests Continue As Financial Deal Hangs In The Balance

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13. Januar: Spezialeinheiten rücken vor, um Zelte abzureißen. Demonstranten stellen sich schützend vor ihre Barrikaden, um die Polizei an der Zwangsräumung des Unabhängigkeitsplatzes zu hindern.

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12. Januar: Demonstranten halten ein Bild von Julia Timoschenko. Bei Zusammenstößen mit der Polizei sind am Vortag mindestens zehn Menschen verletzt worden. "Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Ukraine zu einem Polizeistaat geworden ist, dann ist dieser Beweis endgültig erbracht. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viel Blut gesehen wie bei den Angriffen der Polizei am Sonnabend", sagt Vitali Klitschko.

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12. Januar: Protestierende positionieren sich außerhalb des privaten Anwesens von Präsident Janukowitsch. Die Residenz, etwa 15 Kilometer außerhalb Kiews, gilt für viele als Symbol der Korruption. Demonstranten hissen Fahnen der Ukraine und der EU und skandieren: "Nieder mit der Bande!"

Anti-government protests in Ukraine.

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11. Januar: Auch der frühere Innenminister Juri Luzenko wird bei Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und der Polizei verletzt. Der parteilose Politiker ist einer der prominentesten Oppositionellen.

A man holds a sledgehammer as he smashes a statue of Soviet state founder Vladimir Lenin, which was toppled by protesters during a rally organized by supporters of EU integration in Kiev

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8. Dezember: Erneut protestieren Hunderttausende gegen Viktor Janukowitsch und dessen Regierung. Bei den größten Protesten seit der Orangenen Revolution wird die Statue des sowjetischen Revolutionsführers Wladimir Lenin gestürzt: Maskierte hätten ein Stahlseil am bekanntesten Lenin-Denkmal von Kiew befestigt und die Figur umgekippt, sagt die ukrainische Polizei.

Clashes In Kiev As Police Try To Clear Protest Camps

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1. Dezember: Regierungsgegner halten in Kiew Rathaus und Gewerkschaftszentrale besetzt. Hunderte campen seit fast zwei Monaten auf dem Unabhängigkeitsplatz Maidan.

A protester tears a portrait of Ukraine's President Viktor Yanukovich during a demonstration in support of the EU integration in Kiev

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29. November: Ein Regierungsgegner zerreißt während einer Demonstration in Kiew ein Porträt von Präsident Viktor Janukowitsch. Seine Abkehr von einer Annäherung an die Europäische Union und die neue Hinwendung zum Nachbarn Russland sind die Auslöser der anhaltenden Unruhen.

© Sueddeutsche.de/isa/jasch/rus
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