Proteste in der Türkei:Konflikt mit Kurden eskaliert

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Meldungen über eine angebliche Misshandlung des kurdischen Rebellenchefs Abdullah Öcalan haben für neue Spannungen in der türkischen Kurdenregion gesorgt.

Nach Medienberichten über eine Misshandlung des inhaftierten Chefs der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan, haben in der Türkei Tausende Anhänger demonstriert.

Bei den gewaltsamen Ausschreitungen in Südostanatolien wurden nach Medienangaben ein Mensch getötet und mehrere Demonstranten festgenommen. (Foto: Foto: Reuters)

Bei Protestkundgebungen und Straßenschlachten zwischen Polizei und kurdischen Demonstranten in mehreren Städten in Südostanatolien seien in den vergangenen Tagen ein Mensch getötet und mehrere Dutzend festgenommen worden, meldeten türkische Zeitungen. Während eines Besuches von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in Diyarbakir, der größten Stadt des türkischen Kurdengebietes, hatten sich die Proteste am Montag intensiviert. Türkische Regierungsstellen haben die Vorwürfe jedoch bestritten.

Die Führung der Kurdenpartei DTP erhob schwere Vorwürfe gegen den türkischen Staat. Nach dem Militärputsch von 1980 habe es einen "Völkermord" an den Kurden gegeben, sagte DTP-Chef Ahmet Türk. Die DTP verlangte die Entsendung einer Delegation zu Öcalan.

Der Rebellenführer wird auf der Gefängnis-Insel Imrali im Marmara-Meer festgehalten. Öcalans Anwälte hatten nach einem Besuch bei ihrem Mandanten vergangene Woche auf Imrali erklärt, der PKK-Gründer habe von einer körperlichen Misshandlung und Todesdrohungen durch seine Wärter berichtet. Zudem sei Öcalans Zelle verwüstet worden.

Das türkische Justizministerium hatte diese Vorwürfe zurückgewiesen. DTP-Chef Türk sagte, jeder Angriff auf Öcalan sei ein Angriff auf das kurdische Volk. Öcalan sitzt seit seiner Festnahme und Verurteilung zu einer lebenslanger Freiheitsstrafe im Jahr 1999 als einziger Häftling in Imrali ein.

Der Europarat hatte im März nach einem Besuch von Experten dort gefordert, ihm nach neun Jahren in Isolationshaft so schnell wie möglich menschliche Kontakte zu erlauben. Andernfalls drohe die Gefahr, dass sich sein angeschlagener Geisteszustand noch weiter verschlechtere, hieß es in einem Bericht des Anti-Folter-Komitees der Staatenorganisation.

Ein Grund für die wachsenden Spannungen sind die im Frühjahr anstehenden Kommunalwahlen in der Türkei. Erdogans AKP hat es sich zum Ziel gemacht, die derzeit von der DTP beherrschten Bürgermeisterämter in Diyarbakir und anderen kurdischen Städten zu erobern.

© dpa/AFP/cag/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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