Protest gegen Timoschenkos Inhaftierung:Kiew nennt Gaucks Absage "aufgebauscht"

Alles halb so schlimm: Nach der Absage des Ukraine-Besuchs von Bundespräsident Joachim Gauck beschwichtigt die Regierung in Kiew. Schon längst habe man gewusst, dass das deutsche Staatsoberhaupt nicht zu dem Gipfeltreffen kommen würde - die Reaktionen seien übertrieben.

Die Ukraine hat die Absage des Bundespräsidenten Joachim Gauck als "aufgebauscht" bezeichnet. "Wir wussten seit langem, dass der Bundespräsident nicht kommt", sagte am Freitag Außenamtssprecher Oleg Woloschin in Kiew. Die Süddeutsche Zeitung erfuhr am Mittwoch exklusiv von Gaucks Absage und berichtete darüber.

Die Einladungen zum Mitteleuropa-Gipfel Mitte Mai in Jalta seien vor langer Zeit versandt worden, sagte der Sprecher. "Und der deutsche Präsident, der als Ehrengast eingeladen war, hat sofort bekanntgegeben, er werde aufgrund einer ganzen Reihe von Ursachen dem Gipfel fernbleiben müssen", so Woloschin weiter. "Das war lange vor Beginn irgendwelcher Skandale um Timoschenko."

Gaucks Sprecher Andreas Schulze hatte in Berlin bestätigt, Gauck werde nicht zu dem Treffen in das Co-Gastgeberland der Fußball-Europameisterschaft reisen. Dieser Schritt wurde allgemein als Protest gegen den Umgang der ukrainischen Führung mit der erkrankten Oppositionsführerin Timoschenko gewertet.

Woloschin sagte, auch ohne Gauck werde der Mitteleuropa-Gipfel in der Ex-Sowjetrepublik "auf höchstem Niveau abgehalten". Zahlreiche Länder hätten ihre Teilnahme bereits bestätigt.

Die ukrainische Ausgabe der Tageszeitung Kommersant zitierte einen namentlich nicht genannten Diplomaten in Kiew mit den Worten: "Die Deutschen haben von Anfang an gesagt, dass sie nicht an diesem Forum teilnehmen möchten, das wäre nicht ihr Format. Die Absage dramatisieren wir nicht. Das Problem ist aber, dass Berlin sie in diesen Kontext gestellt hat."

Die Besuchs-Absage des Bundespräsidenten beherrschte in dieser Woche die ukrainischen Medien. Viele Oppositionelle und Meschenrechtsaktivisten hofften, dass sich durch diese Geste der Druck auf die eigenen Regierung erhöhen werde.

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