Propaganda im US-Wahlkampf:Fox-News blamiert sich mit Anti-Obama-Video

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Drama-Soundtrack, Propaganda-Grafiken und wild aneinander gebastelte Videoschnipsel. Der US-Nachrichtensender Fox wollte dem Wahlkampfteam Mitt Romneys mit einem Anti-Obama-Clip wohl Konkurrenz machen - und disqualifiziert sich am Ende selbst.

Thomas Schmelzer

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Das Video ist ein Lehrstück zeitgenössischer Polit-Propaganda. Es zeigt Bilder von Obama, der über Wandel redet und mehr Arbeit verspricht - dann flimmern Sequenzen von Obdachlosen ins Bild. Es zeigt Obama, wie er der Mittelklasse günstige Lebensmittel ankündigt - dann dreht sich ein Nahrungsmittel-Karussell mit nach oben schießenden Preisen. Passend zu den Horrormeldungen dröhnt dem Zuschauer theatralische Musik ins Ohr. Am Ende verkündet Obama in einem weiteren Videoschnipsel: "Das ist die Kraft der Hoffnung, das ist der Wandel, den wir suchen."

Keine Frage: nach dem vierminütigen Clip glaubt man, Amerika sei mit diesem Präsidenten dem Untergang nah. Es könnte die fiese Antwort der Romney-Fraktion auf die unterschwelligen Videos des Obama-Lagers sein - aber das Video kommt aus einer anderen Ecke.

"Fox and Friends Presents" knallt am Anfang des Clips ein Schriftzug ins Bild und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. Schließlich ist der US-Sender Fox als Bastion der Republikaner bekannt und schießt auch in seinem regulären Programm omnipräsent gegen Obama. Doch die neue Propaganda-Attacke stößt selbst bei konservativen Medien auf Unverständnis.

Ein Stück "parteiischer Müll"

Der Blogger und Kolumnist Ed Morrissey schreibt, es sei nicht der Job von Nachrichtensendern, solche Videos zu produzieren. David Zurawik von der Baltimore Sun sieht sich an Propaganda-Filme der 30er Jahre aus Europa erinnert. Andere Kommentatoren werden noch deutlicher. Howard Kurtz von The Daily Beast nennt das Video ein Stück " parteiischer Müll ", die Washington Post spricht von Ungerechtigkeit in jeder Sekunde des Videos.

Nach der ersten Empörungs-Welle war das Video kurz von der Fox-Seite verschwunden. Später tauchte es - zusammen mit einer Stellungnahme von Fox-Vizepräsidenten Bill Shine - wieder auf. Das Video sei nicht mit der Vorstandsetage abgesprochen gewesen. "Wir haben das Thema mit den Produzenten der Show besprochen."

Den Produzenten des Clips, Chris White, dürfte diese Ansage nicht besonders gefreut haben. Er habe die letzten Wochen in einem kleinen Schnittraum verbracht und das Material zusammengebastelt, hatte ihn der Moderator noch nach der Erstausstrahlung geadelt. Offensichtlich mit fragwürdigem Erfolg, denn am Ende des Tages schmiss Fox das Video wohl endgültig von seiner Seite.

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