Prominente Pro-Europäer appellieren an Politiker:"Gebt den Griechen Hoffnung"

Soll Griechenland in der Euro-Zone bleiben - oder wäre ein Austritt nicht doch besser für alle Beteiligten? Auf keinen Fall, sagen nun 50 Wirtschafts- und Politikexperten, er wäre eine Katastrophe, die ganz Europa in einen verheerenden Abwärtsstrudel ziehen könnte. Sie fordern deshalb von der Politik, den Euro zu retten - mit Athen.

Mirjam Moll

Was ist besser für Europa? Soll Griechenland nun in der Eurozone bleiben, oder zur Drachme zurückkehren? Während Griechenland mit der Bildung einer neuen Regierung kämpft, bereiten sich einige Länder schon auf den möglichen Ausstieg von Europas Sorgenkind vor. Auch Bundesinnenminister Friedrich sprach sich für einen Austritt aus. Doch das hätte fatale Folgen, fürchtet ein Teil Europas Wirtschafts- und Politikelite.

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Während Griechenland um die Bildung einer neuen reformwilligen Regierung kämpft, macht sich Europa schon klar für den Ausstieg, der fatale Folgen haben könnte.

(Foto: dpa)

"Wir glauben, dass Griechenlands Austritt eine ökonomische und politische Katastrophe wäre", schreiben einige von Europas wichtigsten Ökonomen, aber auch frühere Regierungschefs oder Minister, EU-Parlamentarier und Politikwissenschaftler in dem auf Wordpress veröffentlichten Aufruf. Die amtierenden europäischen Regierungen fordern sie deshalb auf: "Rettet den Euro". Insgesamt 50, zum Teil recht prominente Europäer haben den Appell unterzeichnet, darunter auch der ehemalige Bundesfinanzminister Hans Eichel und der Würzburger Ökonom Peter Bofinger.

Die meisten Unterzeichner des Aufrufs gehören dem paneuropäischen Thinktank European Council on Foreign Relations (ECFR) an, so auch einer der Gründer des Thinktanks, der finnische Expräsident Martti Ahtisaari. Wolfgang Münchau, Mitbegründer der Financial Times Deutschland, beteiligte sich ebenfalls an dem Aufruf (Die gesamte Liste der Unterzeichner finden Sie hier).

Die Wirtschaftsspezialisten warnen davor, Athen abzuschreiben: "Ein Austritt Griechenlands könnte den Zusammenbruch der gesamten Euro-Zone in Gang setzen, was im weiteren zu einer schweren Rezession und einer neuen weltweiten Finanzkrise führen könnte." Sollte das Land tatsächlich zur griechischen Drachme zurückkehren, würde zudem das Ansehen der EU in der Welt langfristig geschädigt, fürchten die Unterzeichner. Zudem geriete das Grundkonzept der EU, Soft Power, über gemeinsame Werte ihre politischen Ziele zu erreichen, ins Wanken.

Die Lösung des Problems sehen die Experten in einem Kompromiss: Es sei offensichtlich, dass der extreme, kompromisslos durchgezogene Sparkurs nur zum wirtschaftlichen Zusammenbruch führen könne. Griechenland müsse ein Weg eröffnet werden, um wieder nachhaltiges Wachstum zu erreichen - innerhalb der Eurozone.

Was Griechenland nun brauche, sei Zeit: Zeit, um seine Staatskasse zu sanieren und die Staatsanleihen zurückzubezahlen. Dafür müsse Europa auf hohe Zinsen verzichten. Dies könne auch abhängig von klar definierten Reformen seitens des Schuldenstaats sein.

"Dies würde den Menschen in Griechenland die Hoffnung auf eine Rückkehr zu wirtschaftlichem Wachstum geben, während zugleich ihre eigene Verantwortung betont würde, die notwendigen Reformen durchzuführen", heißt es weiter. Beide Seiten müssten Opfer bringen. doch die Unterzeichner sind sich sicher: "Die Idee eines erfolgreichen Europas ist es wert."

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