Profil:Wolodymyr Hrojsman

Ukrainian Parliament Speaker Groysman addresses deputies at the parliament in Kiev; ukrainer1504

Wolodymyr Hrojsman, neuer Regierungschef der Ukraine mit ehrgeizigen Zielen.

(Foto: Valentyn Ogirenko/Reuters)

Neuer Regierungschef der Ukraine mit ehrgeizigen Zielen für das Land.

Von Cathrin Kahlweit

Dass Wolodymyr Hrojsman neuer Regierungschef der Ukraine werden würde, daran hatte zuletzt in Kiew kaum jemand gezweifelt. Die Frage war eher: Wann? Sein Vorgänger Arsenij Jazenjuk war seit Langem angezählt - berühmter, bildhafter Beleg dafür war jener Moment zu Beginn der Koalitionskrise, als ein Kritiker den körperlich leichtgewichtigen Ex-Premier einfach hochhob und vom Rednerpult wegzutragen versuchte. Jazenjuk klammerte sich wie ein Ertrinkender an das Pult, während der rundliche, handfest und schwerblütig wirkende Hrojsman vom Platz des Parlamentspräsidenten aus zusah.

Während der vergangenen Wochen hatte Hrojsmans Freund und Förderer, Präsident Petro Poroschenko, immer wieder deutlich gemacht, dass Hrosjman sein Wunschnachfolger für Jazenjuk ist; am Donnerstag wurde Hrojsman nun mit sicherer Mehrheit gewählt. Er tritt einen harten Job an - wie hart, davon könnte ihm sein Vorgänger, dem es gewiss nicht an Selbstbewusstsein und Kontakten fehlte, einiges erzählen. Der 38-jährige Hrojsman aber zeigt sich unbeeindruckt. Noch vor der Wahl sagte er den Abgeordneten: "Ich werde Ihnen zeigen, was es bedeutet, ein Land zu führen." Er werde die drei größten Gefahren des Landes bekämpfen: Korruption, Ineffizienz und Populismus.

Durchsetzungsfähigkeit lässt sich dem Wunschkandidaten des Präsidenten jedenfalls nicht absprechen: Hrosjman, der wie Poroschenko aus Winnyzja stammt, arbeitete als Teenager als Schlosser, hatte mit 16 schon seine erste, kleine Firma, holte Abitur und Studium nach und wurde mit 28 zum jüngsten Bürgermeister seiner Heimatstadt; seine Wiederwahl bescherte ihm ein Traumergebnis von 80 Prozent. Poroschenko wurde früh auf den beliebten Macher und Manager in Winnyzja aufmerksam. Der war nach dem Maidan, den er unterstützte, schnell Vizeminister für Regionalentwicklung geworden, Poroschenko ließ seinen Vertrauten dann im Herbst 2014 zum Parlamentspräsidenten wählen. Der loyale Strippenzieher, der hinter den Kulissen Mehrheiten organisierte und half, die Parlamentsfraktion, den Block Poroschenko, zusammenzuhalten, sollte in diesem Amt auch den machtbewussten Premier Jazenjuk und die Populistin Julia Timoschenko im Auge behalten.

Viele Abgeordnete, die mit Jazenjuks Amtsführung unglücklich waren oder ihn für korrupt halten, setzen nun auf den Mann des Präsidenten. Der hatte, noch als Minister, die Hilfe für Kriegsflüchtlinge und Vertriebene aus dem Donbass koordiniert und später die Untersuchung zum Abschuss des Flugs MH17 über der Ostukraine geleitet. Seinem Kabinett fehlen zwar prominente Reformer und im Ausland geschulte Experten - aber dafür, so heißt es, zögen nun vielleicht endlich mal Regierung und Präsident an einem Strang. Sollte der Weg weiter in Richtung Reformen gehen, dann, sagen die Anhänger der Maidan-Idee, habe das Land zumindest noch eine Chance.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: