Profil:Vorayuth Yoovidhya

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(Foto: Matt Dunham/AP)

Der Red-Bull-Milliardär hat zu wenig Zeit für die thailändische Justiz.

Von Arne Perras

Seine Welt ist die VIP-Lounge. Er fliegt im Privatjet, er fährt Ferrari. Sie nennen ihn "Boss", seinen Bruder "Porsche", seine Schwester "Champagner". So viel Luxus strengt an. Wer ständig mit seinen Freunden um die Welt jetten muss, hat kaum noch Zeit, schon gar nicht für den Staatsanwalt in Bangkok. Dafür gibt es schließlich Rechtsanwälte. Und die haben die thailändische Justiz gerade davon überzeugt, dass ihr Mandant Vorayuth Yoovidhya, Erbe des Red-Bull-Imperiums, viel zu beschäftigt sei, um vor Gericht zu erscheinen.

Sind superreiche Asiaten unantastbar? Der Fall Vorayuth nährt diesen Verdacht. Der 31-jährige Rennsportfan ist Spross einer der reichsten Familien Thailands und hält die Justiz nun schon fast fünf Jahren hin. Die Indizien gegen ihn sind erdrückend. Doch kaum etwas geht voran. Am frühen Morgen des 3. September 2012 raste Vorayuth im silbergrauen Ferrari durch Bangkok und fuhr auf das Motorrad eines Polizisten auf. Das Auto schleppte den Mann hundert Meter mit, dann brauste der Ferrari davon, der Beamte starb.

Hohe Alkoholwerte wurden im Blut des Fahrers gemessen. Doch Vorayuths An-walt erklärte, sein Mandant habe erst nach der Fahrt getrunken, um seine Nerven zu beruhigen. 100 000 Dollar Entschädigung hat die Familie an die Angehörigen des Toten gezahlt. Und tut seither so, als sei alles erledigt. Der Vorwurf der Trunkenheit wurde fallen gelassen, aber nach wie vor muss sich der Red-Bull-Erbe wegen Fahrerflucht und rücksichtlosem Fahren mit Todesfolge verantworten. Wenn er denn jemals vor Gericht erscheint.

Vorerst jettet der Thailänder, der gerne eine Baseballkappe mit aufgenähten Dollarzeichen trägt, unbehelligt durch die Welt. Gerade war er in Laos, dann in London. Nur seine Heimat Bangkok, die meidet er lieber.

Vorayuth wurde in einen der reichsten Clans von Thailand hineingeboren, allein das Vermögen des Vaters wird auf zehn Milliarden Dollar geschätzt. Der Großvater, der sich aus ärmlichen Verhältnissen hochgearbeitet hatte, mischte einst den Vorläufer des Energy-Drinks, den später ein Österreicher zur Weltmarke verfeinerte. Die thailändische Familie hält 51 Prozent am Konzern, der einen Formel-1-Rennstall besitzt und Extremsportarten vermarktet.

Ob der Red-Bull-Erbe am 27. April zum neu angesetzten Termin erscheint? Keiner weiß es. Die Thailänder sind skeptisch, schon sieben Mal haben seine Anwälte Aufschub erwirkt. Das Verfahren im Kriechgang untergräbt das Ansehen der Justiz. "Die Reichen können die besten Anwälte bezahlen und sind glücklich, wenn sich der Fall 20 Jahre hinschleppt", sagte der Politologe Niti Pawakapan. Allerdings kratzt der Fall des Milliardärs nun auch am Image der Militärregierung. Die Generäle versprechen ein Ende der Vetternwirtschaft. Also doch noch Zelle statt VIP-Lounge für den Raser Vorayuth? Zehn Jahre könnte er bekommen. Doch an ein hartes Urteil glaubt in Bangkok keiner.

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