Profil:Til Schweiger

Til Schweiger
(Foto: Fabrizio Bensch/Reuters)

Schauspieler, Regisseur, Social-Media-Profi und Kämpfer in eigener Sache.

Von David Pfeifer

Man kann sich über Til Schweiger, 53, leicht mokieren. In den Feuilletons werden seine Filme häufig verrissen. Auch seine bisherigen "Tatort"-Einsätze wurden nicht durchgehend bejubelt, weder von den "Tatort"-Fans noch von anderen unfreiwilligen Gebührenzahlern, die seine Star-Auftritte mitfinanzieren müssen. Schweiger aber macht seit Jahren an den gerümpften Nasen aller Kritiker vorbei das, was einer wie er wohl "sein Ding" nennt. Genährt durch Erfolg über Jahrzehnte hinweg hat er eine Produktionsfirma gegründet, ein Restaurant, ein Hotel eröffnet, eine Lifestyle-Linie namens "Barefoot Living" entwickelt. Gelegentlich verursachen auch diese Nebentätigkeiten Ärger, wenn etwa das aus dem Hahn gezapfte Leitungswasser in seinem Restaurant Geld kostet. Das kostet zwar auch in anderen Restaurants etwas, doch im Zusammenhang mit der Namensnennung Schweiger wird dieser Umstand erst skandalfähig und landet in der Zeitung.

So auch bei dem Prozess, den das Landgericht Saarbrücken am Donnerstag entschieden hat. Eine Frau hatte Til Schweiger verklagt, nachdem dieser ihren Nachrichtenaustausch mit ihm auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hatte. Die Frau hatte dem Star eine Nachricht geschrieben, die sich auf Schweigers angebliche Aussage bezog, bei einem Wahlerfolg der AfD das Land zu verlassen. Sie forderte Schweiger auf, dieser Aussage nun zu folgen. Obendrein ließ sie ihn wissen, dass sein Demokratieverständnis sie anwidere, und sein Wortschatz auch. Schweiger postete zurück, "hey schnuffi ...! date!? Nur wir beide?!" Der aufmerksame Leser kann aus diesen Zeilen die Unterstellung Schweigers herausdestillieren, die Dame wollte ihn nicht maßregeln, sondern eher näher kennenlernen.

Wer einmal erlebt hat, wie Schweiger im echten Leben umlagert wird, kann diese Sichtweise durchaus nachvollziehen. Hält Schweiger beispielsweise im Berliner Restaurant "Borchardt" Hof, wo er entspannt in großer Runde sitzt, in einem kragenlosen Sweatshirt (vermutlich aus der eigenen Barefoot-Kollektion), spreizen sich Männer und Frauen in seiner Umgebung gleichermaßen. Es kann nicht ganz leicht sein für einen Star seiner Größenordnung, eine Linie zu finden zwischen "sein Ding machen" und die Welt als Ansammlung von Dingen wahrzunehmen, die vorwiegend um ihn selbst kreisen. Das Phänomen kennt man auch von anderen Stars, die eine sehr eigene Weltwahrnehmung vertreten. Boris Becker, Veronica Ferres, Donald Trump usw. usf. In der Welt der Unverstandenen bildet sich eine Art physischer Filterblase, Widerspruch wird meistens als Kritik wahrgenommen - und Kritiker sind stets nur Neider.

Schweiger unterscheidet sich allerdings von dem erwähnten Personal, das sich über diese Neider gerne in der Bunten ausweint, alleine schon dadurch, dass er, obwohl er immer wieder ordentlich einstecken muss, weiter so redet und handelt, wie es ihm richtig erscheint. Und durchaus mit den Konsequenzen zurechtkommt. Im Gegensatz zu vielen Schauspielerkollegen (und einigen Journalisten) kehrt er nicht die Mimose raus, sondern keilt zurück. Das ist manchmal sympathisch, manchmal nicht so nett - aber in einer Zeit, in der jeder Fußballer so spricht wie sein eigener PR-Manager, ein wohltuendes Alleinstellungsmerkmal.

Schweiger, der ein sehr kundiger Nutzer von sozialen Medien ist, hatte auf seinem Facebook-Profil gewarnt, "ab heute, werde ich jeden Deppenkommentar veröffentlichen... also, wer seine 15 Minuten in der Öffentlichkeit genießen will - schreibt jetzt!!!!" Die Frau hatte ihn zuvor angepöbelt und erschrak, als sie durch einen einzigen Post selber zur Person öffentlichen Interesses wurde. Sie wurde von Schweigers Fans beschimpft. Statt 15 Minuten Ruhm bekam sie die Schattenseiten des Berühmtseins zu spüren. Vielleicht ein wenig hart, diese Replik. Doch das Saarbrücker Landgericht gab Schweiger recht.

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