Porträt:Der Schwarze im grünen Trachten-Janker

Koalitionsverhandlungen Baden-Württemberg Thomas Strobl

Immer mehr CDU-Menschen drängen ihn, die Partei als Vize-Regierungschef in die Koalition zu führen: Thomas Strobl, dahinter sein mutmaßlicher Partner Winfried Kretschmann

(Foto: dpa)

Baden-Württembergs CDU-Chef Strobl spielt in den grün-schwarzen Koalitionsverhandlungen in Stuttgart eine Hauptrolle. Ob er Vize-Regierungschef wird, ist noch offen.

Von Josef Kelnberger

Thomas Strobl trägt häufig Trachtenjanker. Aber dass er zu den Koalitionsverhandlungen mit den Grünen in einem grünen Janker erschien, wurde in Stuttgart dann doch als Symbol gewertet - wie zuvor seine grünen Krawatten, wie sein herzlicher Umgang mit Ministerpräsident Kretschmann. Strobl, Chef der baden-württembergischen CDU, weiß, wie man politische Bühnen bespielt.

Erst das Land, dann die Partei, dann die Person: Mit dem vom Altvorderen Erwin Teufel entlehnten Spruch hat er seine Partei nach dem Wahldebakel an die Rolle des Juniorpartners herangeführt. Dahinter verschanzt er sich nun, wenn er gefragt wird, was am Ende seine Rolle im grün-schwarzen Stück sein wird. Kretschmanns Superminister?

Strobl ist mit Schäubles Tochter verheiratet

Immer mehr CDU-Menschen drängen ihn, die Partei als Vize-Regierungschef in die Koalition zu führen. Doch er überlegt noch; vermutlich kostet er den Moment auch aus. In einem Mitgliederentscheid hatte ihn die Partei Ende 2014 als Spitzenkandidat verschmäht. Nach außen hin zeigte er sich solidarisch mit Sieger Guido Wolf, doch er war tief gekränkt. Jetzt wird er wieder gebraucht, aber muss er sich das antun? Er ist mit der Kanzlerin auf Du und Du, ist Merkels Vize in der Bundespartei und stellvertretender Chef der Unionsfraktion. Zwischen ihm und einem Regierungsamt stehe nur Schwiegervater Wolfgang Schäuble, so heißt es. Zwei aus einer Familie in einer Regierung, das geht nicht.

Strobl, 56, gebürtiger Heilbronner, ist seit zwanzig Jahren mit Schäubles Tochter Christine verheiratet. Sie führt die Geschäfte der ARD-Filmfirma Degeto. Die beiden als First Couple im Ländle, darauf lief zunächst alles zu. Strobl hatte den Parteivorsitz nach dem Machtverlust 2011 von Stefan Mappus übernommen, bei der Bundestagswahl 2013 holte die Südwest-CDU sagenhafte 46 Prozent. Als Merkel-Mann wollte Strobl danach Kretschmann herausfordern, sehr medientauglich die Erscheinung: tief gebräunt unterm Silberhaar, Tatkraft zeigend als Jogger und Taucher. Aber die Partei sehnte sich nach Heimeligkeit, nach Wolf. Das Ergebnis ist bekannt.

Wohl lieber Schwarz-Grün als Grün-Schwarz

Thomas Strobls Anspruch, den Landesverband nun im Bündnis mit den Grünen zu modernisieren, ist vielen in Stuttgart nicht ganz geheuer. Man hat ihn als konservativen Knochen in Erinnerung. Exemplarisch dafür steht der Schmiss auf seiner linken Wange, Erinnerung an die schlagende Verbindung, der er als Jurastudent angehörte. Als Generalsekretär hat er bis 2011 die Grünen rüde bekämpft. Obwohl er in Fragen der inneren Sicherheit hin und wieder mit steilen Thesen auffällt, hat er mittlerweile seine Rolle als liberaler Konservativer gefunden. Bis in den Gestus hinein erinnert er an seinen Schwiegervater.

Strobl würde wohl lieber ein schwarz-grünes Projekt in Berlin mitgestalten. Sollte ihn der Weg nun doch in das steinige grün-schwarze Projekt in Stuttgart führen, lockt zumindest diese Aussicht: In fünf Jahren wird wieder ein Ministerpräsident gewählt.

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