Profil:Thomas Ebeling

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Ex-Pharmamanager, der Pro-Sieben-Sat1 jetzt in den Dax geführt hat.

Von Caspar Busse

Freundlich empfangen wurde Thomas Ebeling nicht gerade, als er im März 2009 seinen Job als Vorstandsvorsitzender des Münchner Fernsehunternehmens Pro-Sieben-Sat 1 antrat. Keine Erfahrung in der Medienbranche habe er, wurde kritisiert. Als "Medizinmann" wurde der langjährige Pharmamanager verspottet oder als "irrlichternder Rambo" bezeichnet. Ebeling verstehe das TV-Geschäft einfach nicht. Freunde machte er sich auch nicht gerade, als er den Sender Sat 1 von Berlin nach München holte, die europäischen Beteiligungen verkaufte oder den Nachrichtenkanal N 24 abstieß. "Nachrichten sind vielleicht für das Image bei Politikern wichtig, aber nicht unbedingt bei allen Zuschauern", sagte er damals der Süddeutschen Zeitung und löste damit Empörung aus.

Ein Diplomat mit Fingerspitzengefühl ist Ebeling gewiss nicht. Der Mann, der privat seine Zeit auch mal mit Thai-Boxen verbringt, ist eher für seine Hemdsärmeligkeit bekannt. Er hat zwar Psychologie studiert, ist aber mit seiner Art eher das Gegenteil zum vornehmen Mathias Döpfner, dem feinsinnigen Musikwissenschaftler, Journalisten und Chef von Axel Springer. Trotzdem sprachen die beiden im vergangenen Jahr ernsthaft über einen Zusammenschluss von Pro-Sieben-Sat 1 und Springer zu einem auch international anerkannten Medienkonzern. Die Verhandlungen scheiterten aber schnell.

Nun hat es Ebeling aus eigener Kraft nach oben geschafft: Pro-Sieben-Sat 1 steigt am 21. März in den Dax auf, zum ersten Mal gehört damit ein Medienunternehmen zu den dreißig wichtigsten börsennotierten Konzernen in Deutschland. Zehn Milliarden ist die Firma an der Börse wert, mehr als Thyssen-Krupp oder Lufthansa. "Wir freuen uns sehr", sagt Ebeling. Es ist eine erstaunliche Entwicklung, und für ihn geht ein Traum in Erfüllung, denn schon lange wollte er zu den Managern in der ersten Reihe gehören.

Der Mann, 1959 in Hannover geboren, begann seine Karriere 1987 beim Hamburger Tabakkonzern Reemtsma, ging dann zu Pepsi, schließlich zum Schweizer Konzern Novartis und führte dort das weltweite Pharmageschäft. Er galt sogar als Kandidat für die Position des Konzernchefs, kam nicht zum Zuge und kündigte enttäuscht.

2009 holten ihn die beiden Finanzinvestoren KKR und Permira nach München zu Pro-Sieben-Sat 1. Das Unternehmen war am Boden, die Aktie notierte unter einem Euro. Ebeling ging rigoros vor, kaufte Online-Formen, Shopping-Portale, Spiele-Firmen und hatte Erfolg. Seine beste Idee: Er stellte jungen Internetfirmen Werbezeit auf seinen Sendern zur Verfügung, die wurden auf diese Weise bekannt, zahlten aber nicht mit Geld, sondern mit Anteilen. Nicht nur beim Modehändler Zalando funktionierte das gut. Die Aktie des Fernsehkonzerns stieg unaufhaltsam, bis auf 50 Euro im vergangenen November.

So wurde Ebeling auch die ungeliebten Finanzinvestoren endlich los, die seit 2006 die Mehrheit der Aktien kontrollierten. Sie verkauften ihren Anteile schrittweise an der Börse und machten dabei einen großen Gewinn. Für den Fernsehmann war das nicht von Nachteil. Denn KKR und Permira bedankten sich 2014 bei ihm mit einem Bonus von fast 23 Millionen Euro - in dieser Höhe wohl einmalig in Deutschland.

In der Medienbranche ist Ebeling inzwischen angekommen: Er schaut sich nächtelang amerikanische Serien auf DVD an, immer auf der Suche nach Stoff für die Sender. Über die harsche Kritik von früher kann er inzwischen schmunzeln. Der Pharmabranche ist er auch treu geblieben, Ebeling sitzt im Aufsichtsrat von Bayer und dem Schweizer Unternehmen Lonza. Das Einzige, was ihn richtig ärgert, ist die desolate Lage seines Vereins Hannover 96; dem droht derzeit der Abstieg aus der Bundesliga. Es dürfte eine der wenigen Sorgen sein, die der Aufsteiger Ebeling derzeit hat.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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