Profil:Shahbaz Sharif

Auserkorener Retter einer der mächtigsten Dynastien Pakistans.

Von Tobias Matern

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(Foto: Farooq Naeem/afp)

Für seine Familie geht es um alles, er hat einen klaren Auftrag: Shahbaz Sharif soll die Dynastie retten. Pakistans mächtiger politischer Clan ringt nach der Absetzung von Premierminister Nawaz Sharif um seinen Einfluss. Das Oberste Gericht des Landes sah es nach den Enthüllungen der Panama Papers und eigener Ermittlungen als erwiesen an, dass einige Familienmitglieder Teile ihres Vermögens verschleiert haben und setzten ihn als Regierungschef ab.

Doch die in der Stahlindustrie zu Reichtum gekommenen Sharifs ziehen sich keineswegs demütig zurück - im Gegenteil. Nun soll Shahbaz Sharif, 65, das Erbe seines Bruders fortsetzen und Premierminister werden. Am Wochenende nominierte ihn die Regierungspartei PML-N (das "N" steht für Nawaz) für den Posten. Shahbaz muss nun erst durch eine Nachwahl ins Parlament kommen, weil laut Verfassung nur Regierungschef werden kann, wer auch Abgeordneter ist. Doch beides dürfte kein Problem werden, noch haben die Sharifs viele Wähler hinter sich und die PML-N hat eine klare Mehrheit im Abgeordnetenhaus.

Erst nächstes Jahr stehen im vom Militär dominierten Atomstaat Pakistan reguläre Wahlen an, bei denen die Sharifs den früheren Cricket-Weltmeister Imran Khan fürchten müssen, der die Politik aufmischt. Bis dahin wird die Familie alles dransetzen, ihren Einfluss zu konsolidieren, auch wenn neben Nawaz drei seiner Kinder nun Ermittlungen über sich ergehen lassen müssen. Auch einige dubiose Geschäfte von Shahbaz Sharif, so ordnete das Gericht an, sollen untersucht werden.

Doch Shahbaz, Vater von vier Kindern, wird darauf vorbereitet sein. Er kennt das Ringen von Politik, Justiz und Militär in seinem Land, er hat als Folge dieses Dauermachtkampfs schon Zeit im Exil verbracht. Zuletzt war Shahbaz Ministerpräsident des Punjab, der größten Provinz des Landes, in der gut 100 Millionen Menschen leben. Vor allem konzentrierte sich Shahbaz Sharif hier auf die wirtschaftliche Entwicklung. Kritiker bemängeln, er sei lange zu nachlässig gewesen mit den Taliban und anderen Extremisten, die im Punjab ihr Unwesen treiben. Auch soll er mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein. So ordnete ein Gericht vor einigen Jahren seine Verhaftung an, der Vorwurf: Shahbaz Sharif habe außergerichtliche Tötungen befohlen.

Dennoch ist Shahbaz im Punjab beliebt, er hat ein Anpacker-Image und pflegt einen besseren Draht zum Militär als sein Bruder Nawaz. Seine Versuche, auf den Erzrivalen Indien zuzugehen, werden die Generäle allerdings mit Argwohn verfolgen. Für die Armee ist die Feindschaft zum Nachbarn zentraler Grund für ihre herausragende Stellung in Pakistan. Wagt es ein ziviler Politiker, dies infrage zu stellen, kann er schnell seinen Posten los sein. Shahbaz wird diese Grundregel pakistanischer Politik kennen, genau wie er ein anderes, ungeschriebenes Gesetz verinnerlicht hat: Seine Familie mischt an vorderster Front in der Politik mit. Dass dies so bleibt, soll er sicherstellen.

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