Profil:Sebastian Kurz

Austria's Foreign Minister Kurz addresses the media in Vienna; profil
(Foto: Leonhard Foeger/Reuters)

Neuer Vorsitzender einer Partei, die sich früher ÖVP nannte.

Von Cathrin Kahlweit

Antreten will er mit der "Liste Sebastian Kurz - die neue Volkspartei". Ausgetauscht wurden Farbe und Design: Aus Österreichs Schwarzen ist eine türkisfarbene "Bewegung" geworden; der Name der Regierungspartei ÖVP fehlte auf Plakaten und Stellwänden, als sich Sebastian Kurz auf dem Parteitag am Wochenende als starker Mann der alten Volkspartei präsentierte. Sein Slogan, logisch: "Neue Wege gehen". Der Öffentlichkeit präsentiert wurde zudem das Privatleben. Der amtierende Außenminister, der in Linz mit 98,7 Prozent der Delegiertenstimmen zum neuen Parteivorsitzenden und Spitzenkandidaten für die Parlamentswahl im Oktober gewählt wurde, zeigte sich erstmals gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Freundin.

Weniger neu war, dass Kurz in seiner Rede kaum Inhaltliches bot. Das Programm, mit dem der 30-jährige antreten will, soll erst im September vorgestellt werden; vorerst beschränkt sich Kurz auf die üblichen Satzbausteine: Balkanroute erfolgreich geschlossen, Mittelmeerroute endlich schließen, Unbequemes aussprechen.

Der Parteitag, der eher einer Krönungsmesse glich, war ganz auf den jungen Mann zugeschnitten, der im Herbst Kanzler werden und damit den Machterhalt der ÖVP sichern soll. Denn die alten Strukturen stecken - allen Satzungsänderungen zum Trotz, die Kurz ein Durchgriffsrecht sichern sollen - natürlich nach wie vor in der Parteimaschinerie, deren Abgeordnete ihrem neuen Chef zujubelten. Vorgänger Reinhold Mitterlehner stellte süffisant fest, dass im Raum dieselben Menschen säßen, die auch ihn vor Kurzem noch zum "Hoffnungsträger" stilisiert hätten.

Aber einiges ist tatsächlich diesmal anders. Kurz gehört einer neuen Generation an. Er hat den Parteiapparat längst mit Anhängern aus seiner "Jungen ÖVP" durchsetzt und zahlreiche Frauen an Bord geholt. Er ist ein gewiefter Machtpolitiker, der Selbstgewissheit und Sendungsbewusstsein so gekonnt als Aufbruch in eine neue Ära verpackt, dass ihm eine wachsende Zahl von Anhängern seinen Mangel an Konkretheit verzeiht. Hauptsache, die Inszenierung stimmt. Deshalb reagiert der frühere Jura-Student aus bürgerlicher Wiener Familie, der das Studium nie abgeschlossen hat, auch sehr empfindlich auf Kritik. Seine Außenwirkung versucht er mithilfe eines eng gespannten Netzwerks von Parteifreunden und Mitarbeitern bestmöglich zu kontrollieren, wütende Anrufe bei Medien inklusive.

Er selbst stellt das anders dar: In seiner Parteitagsrede erzählte er, wie schon viele Male zuvor, wie aggressiv Medien und Öffentlichkeit reagiert hätten, als er 2011 mit gerade mal 24 Jahren zum Integrations-Staatssekretär berufen wurde. Seither lese er nicht mehr alles, was über ihn geschrieben werde. Unbestreitbar hat Kurz das Talent, mit Strahlkraft und kalkulierter Lässigkeit Wähler zu gewinnen. In Umfragen liegt er derzeit weit vor SPÖ-Kanzler Christian Kern und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

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