Profil:Ralph Fiennes

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Ralph Fiennes: Schauspieler, der auf der Berlinale einen Meisterregisseur mimt. (Foto: Andy Rain/dpa)

Der Schauspieler mimt auf der Berlinale einen Meisterregisseur.

Von Susan Vahabzadeh

Das Kino reflektiert sich selbst in "Hail, Caesar!", dem neuen Film der Coen-Brüder, der am Donnerstagabend die 66. Berlinale eröffnet. Es geht in der Komödie um eine Filmproduktion, deren tapsige Stars - George Clooney, Channing Tatum und Scarlett Johansson sind dabei - sich permanent selbst in die Bredouille bringen. Ralph Fiennes spielt den gediegenen überheblichen Regisseur Laurence Laurentz, der mit abnehmender Geduld versucht, seinen Darstellern ihren Text zu entlocken, ohne dass sie sich dabei die Zunge brechen. Ein "kultivierter Meisterregisseur mit einem Hang zum Theatralischen" beschreibt Fiennes die Figur, einer wie "David Lean oder Laurence Olivier".

Der Brite Ralph Fiennes hatte in den Achtzigerjahren als Bühnenschauspieler seine ersten Erfolge und macht immer noch sehr gern Theater, am liebsten Shakespeare - im Wettbewerb der Berlinale hat er 2011 auch seinen ersten Film als Regisseur gezeigt: Shakespeares "Coriolanus", verlegt in den Balkankrieg. Er stammt aus einer Familie, in der fast alle Künstler wurden. Er ist ein entfernter Cousin von Prince Charles - es läge also nahe, ihn dauernd als überheblichen Gentleman der alten Schule zu besetzen. Aber bei den Kinorollen, die er spielt, scheint es ihm wichtig zu sein, dass sie möglichst wenig miteinander gemein haben.

Fiennes, geboren 1962, fing am National Theatre an und bei der Royal Shakespeare Company, nach ein paar ersten Film-Rollen hatte er 1993 seinen internationalen Durchbruch. Er spielte in "Schindlers Liste" Amon Göth, den Kommandanten des Konzentrationslagers Plaszow und wurde für einen Oscar als bester Nebendarsteller nominiert. Drei Jahre später war er dann wieder im großen Oscar-Film des Jahres dabei, diesmal als der Star - als "Der englische Patient". Er sorgte früh dafür, nicht auf einen Rollentypus festgelegt zu werden. Als englischer Patient war Fiennes ein schwerverletzter Kartograf, der nicht überleben will, weil er sich am Tod seiner Geliebten schuldig fühlt.

In den James-Bond-Filmen hat er Judi Dench als M beerbt, Bonds Chef, der immer dafür sorgen muss, dass 007 sich halbwegs an die Regeln hält. In der jüngsten Folge, "Spectre", muss er am Ende den ganzen britischen Geheimdienst gegen eine feindliche Übernahme verteidigen. Danach drehte er "A Bigger Splash", der dieses Frühjahr bei uns ins Kino kommt. Mit Vollbart und Badehose sieht man ihn da als lauten Vollproleten, der es darauf anlegt, den neuen Freund seiner Ex-Frau in den Wahnsinn zu treiben; und man weiß nicht, ob man ihn dafür hassen oder lieben soll.

Fiennes hat die Rolle sichtlich Vergnügen bereitet. Er kann auch richtige Fieslinge spielen - in den "Harry Potter"-Filmen trat er als der böse Zauberer Lord Voldemort auf. Mit der Figur ist eine ganze Generation aufgewachsen. Lieber möchte er als Shakespeare-Held gelten - aber er hat ja noch ein bisschen Zeit, Voldemort zu übertrumpfen.

© SZ vom 11.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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