Profil:Pierre-Emerick Aubameyang

Heldenhafter Erfolgsgarant auf dem Absprung aus Dortmund.

Von Christof Kneer

Vor DFB-Pokal-Finale - Training Borussia Dortmund
(Foto: Soeren Stache/dpa)

War dieser Elfmeter schon eine Eskapade oder zumindest wieder eine kleine Extravaganz? Pierre-Emerick Aubameyang lief an, er wusste, dass von seinem Schuss das ganze Spiel, ach was, wahrscheinlich die ganze Saison von Borussia Dortmund abhängen würde, und vielleicht ahnte er auch, was von einem verantwortungsbewussten Fußballprofi in so einer Situation erwartet wird. Erwartet wird, dass ein Fußballprofi dieser Verantwortung sichtbar Rechnung trägt, am besten in Form eines scharfen und vor allem konzentrierten Schusses.

Was machte Aubameyang in der 67. Minute des deutschen Pokal-Endspiels, beim Stand von 1:1? Er führte sein Füßchen so fein ans Bällchen, dass es in einem Bögelchen übers Torwartchen hinweg ins Netz flog. Kurz bevor er die Linie überquerte, schien der Ball übrigens noch lustig zu lachen und dem Torwart fröhlich zuzuzwinkern, aber gut, vielleicht hat man sich das auch nur eingebildet. Jedenfalls war der Ball mindestens so sehr drin, als wenn ihn eine verantwortungsbewusste Führungskraft ins Netz gedonnert hätte. Es war das 2:1 - die Entscheidung im Pokalfinale.

Wenn es so kommt, wie alle es erwarten, dann wäre dies ein angemessenes Schlussbild unter Aubameyangs deutsche Jahre. Wenn der umworbene Stürmer seinen Vertrag beim Pokalsieger aus Dortmund demnächst also kündigen sollte, um anderswo - vermutlich bei Paris Saint-Germain - noch mehr Geld zu verdienen, dann könnte er mit diesem Elfmeter als Hinterlassenschaft gut leben. Der Elfmeter erzählt fast alles über diesen erstaunlichen Spieler: Natürlich war dieser Schuss ein Abenteuer, aber Trainer Thomas Tuchel hat später auch auf die Seriosität dieser schrillen Show hingewiesen. Man habe analysiert, dass Frankfurts Torwart immer früh zu Boden gehe, deshalb sei Aubameyangs lässiger Lupfer eine sichere Nummer gewesen.

Aubameyang, 27, der in der Nationalmannschaft seiner Heimat Gabun spielt, war beim BVB immer beides: ein Mann für die Fachpresse, die über seinen Torinstinkt, sein spektakuläres Tempo und in dieser Saison über 31 Bundesliga-Tore berichtet hat; und ein Typ für die bunten Magazine, die begeistert seine goldenen Autos herzeigten, seine krassen Frisuren und jene Masken, die er sich manchmal beim Torjubel überstülpt. Die beiden Aubameyangs sind sich auch mal in die Quere gekommen, etwa, wenn eine der Masken das Nike-Logo zeigte; der BVB wird vom Rivalen Puma ausgerüstet. Er sei "wie ein Kind, das es genießt, Fußball zu spielen", verkündete Aubameyang damals via Instagram.

Aubameyang wirkt mitunter wie ein Held aus seinen geliebten Comics, aber im richtigen Leben spielt er unwiderstehlich gut Fußball. Kolportiert wird ein Angebot aus China in obszöner Höhe, aber er dürfte zu jung sein, um in einer nicht relevanten Liga zu verschwinden. Als Favorit gilt Saint-Germain, das ihm ein ausschweifendes Gehalt sowie einen weiteren Vorteil garantieren kann: In Paris befindet sich Aubameyangs Stammfriseur.

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