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Peter Boch

Peter Boch: Ballettänzer, Leibwächter und nun Oberbürgermeister von Pforzheim

(Foto: Uli Deck/dpa)

Balletttänzer, Leibwächter und nun Oberbürgermeister von Pforzheim.

Von Josef Kelnberger

Stefan Mappus wurde als Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg beschützt von einem Bodyguard namens Peter Boch. Das war ein wichtiger Job damals, denn der CDU-Regent machte sich nicht viele Freunde. Man denke an den bürgerkriegsähnlichen Streit um Stuttgart 21. Wie das Leben so spielt: Sechs Jahre nach seinem politischen Absturz ist Mappus zum Schutzherrn seines einstigen Bodyguards geworden. Seit Sonntagabend ist das Werk vollendet. Peter Boch gewann die Oberbürgermeisterwahl in Mappus' Heimatstadt Pforzheim - als erster CDU-Mann, im ersten Wahlgang, gegen den Amtsinhaber von der SPD.

Natürlich darf Boch, 37, für sich in Anspruch nehmen, aus eigenem Recht an der Spitze der 120 000-Einwohner-Stadt zu stehen. Seine bemerkenswerte Vita beginnt mit einer Ausbildung zum Balletttänzer an der John-Cranko-Schule in Stuttgart und der Heinz-Bosl-Stiftung in München. Er musste die Karriere wegen einer Verletzung beenden, ging zur Polizei, wurde Drogenfahnder, Leibwächter der Ministerpräsidenten Oettinger und Mappus, sammelte dann politische Erfahrung als Bürgermeister der Gemeinde Epfendorf im Oberen Neckartal. Gewählt wurde er 2011, im Jahr, als Mappus die Landtagswahl gegen Winfried Kretschmann verlor.

Neben einem Übermaß an Energie sagt man Peter Boch, Vater dreier Kinder, großes Kommunikationstalent nach. Ein verbindlicher Mensch mit tänzerischem Talent: Der Pforzheimer CDU-Ehrenvorsitzende Mappus fand, so erscheint es, das Gegenteil seiner selbst, als er nach einem OB-Kandidaten suchte. Boch hat im Wahlkampf gegen SPD-Mann Gert Hager bis zur Erschöpfung gekämpft. Aber die schützende Hand seines Mentors half bestimmt. Neben der FDP unterstützte im Übrigen auch die AfD den Kandidaten Boch.

Der neue OB steht vor großen Herausforderungen. Pforzheim feiert gerade das 250-Jahre-Jubiläum als "Goldstadt". Aber die Tradition der Schmuck- und Uhrenindustrie steht im Gegensatz zur Gegenwart. Die Stadt wird geplagt von Arbeitslosigkeit und Verschuldung, gilt als Hort der Rechten. Bei der Landtagswahl 2016 holte die AfD dort eines von zwei Direktmandaten in Baden-Württemberg. Peter Boch verspricht nun, die Verwaltung zu modernisieren, die Stadt sauber und sicher zu machen, neue Arbeitgeber anzulocken. Als eine der ersten Amtshandlungen hat er angekündigt: die Einführung der "Brötchentaste" an den städtischen Parkuhren, um kurzes Gratisparken zu ermöglichen.

Stefan Mappus wurde am Sonntagabend in der CDU als "Königsmacher" gerühmt. Ob ihm die Welt der politischen Brötchentasten bald zu klein wird, ob er zurückdrängt in die große Arena, wie immer wieder spekuliert wird? In der Landes-CDU gilt er vielen noch immer als der Mann, der die Macht an die Grünen verlor. Peter Boch hat nun zumindest gezeigt: Mit Stefan Mappus lässt sich eine Wahl gewinnen.

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