Profil:Nikola Gruevski

Macedonian PM Gruevski addresses to the Parliament in Skopje; Macedonian PM Gruevski addresses to the Parliament in Skopje

Liebhaber von Reiterstandbildern und stolzer Premier Mazedoniens: Nikola Gruevski.

(Foto: Ognen Teofilovski, Reuters)

Fan von Reiterstandbildern und stolzer Premier Mazedoniens.

Von Nadia Pantel

Wenn es in Skopje an einer Sache nicht mangelt, dann an großen Männern auf großen Pferden. Neben Alexander dem Großen (in diesem Fall 24,50 Meter inklusive Pferd und Sockel) und dem albanischen Nationalidol Skanderbeg sind in den vergangenen zwei Jahren beinahe 20 regionale Helden in die mazedonische Hauptstadt eingeritten. Diese Flut an bronzenen Reiterstandbildern verdanken die Mazedonier Nikola Gruevski, der das Land seit neun Jahren regiert. Gruevskis albanischer Premier-Kollege Edi Rama hatte sich noch damit begnügt, Tiranas sozialistisch-graue Fassaden bunt bemalen zu lassen. Der mazedonische Ministerpräsident hingegen lässt die alten Plattenbauten lieber hinter dorischen Säulen verschwinden. So will er den - laut Gruevski - ermatteten mazedonischen Nationalstolz ankurbeln.

Alexander der Große? Natürlich Mazedonier und nicht Grieche! Marmor, Bronze und Sandstein sollen darüber hinwegtrösten, dass Griechenland bis heute fordert, Mazedonien müsse seinen Namen ändern. International anerkannt ist Mazedonien nur als FYROM (Former Yugoslav Republic of Macedonia). 500 Millionen Euro soll Gruevskis Großprojekt "Skopje 2014" mit all den Reiterstandbildern gekostet haben.

Gruevski, 44, gibt sich dabei als einer, der Opfer bringt für sein Volk. "Wird sich irgendjemand bei mir bedanken, weil ich die besten Jahre meines Lebens hinter diesen vier Wänden des Regierungsgebäudes verbracht habe?", fragte er, von Beifall getragen, nachdem ihn vor zwei Wochen seine Partei VMRO im zwölften Jahr in Folge als Vorsitzenden bestätigt hatte.

Wie es aussieht, werden diejenigen, die Gruevski danken, derzeit aber immer weniger. Bei seinem Amtsantritt 2006 noch als Mann des Aufbruchs gefeiert, der das Land marktfreundlich privatisiert und Richtung Nato und EU führt, steht der Ökonom inzwischen für Korruption, wirtschaftlichen Niedergang und Verschwendung. Seit Anfang Februar veröffentlicht der Oppositionsführer Zoran Zaev Mitschnitte von Telefongesprächen der Regierung. Diese wurden offenbar mit Wissen Gruevskis und seines Cousins, des Chefs des Geheimdienstes, aufgezeichnet und sind das Ergebnis einer jahrelangen Überwachung des Großteils der öffentlichen Kommunikation.

In diesen Gesprächen zeigt sich die Elite des Landes als skrupellos-brutale Clique vulgärer Machtmenschen. Wahlfälschung, Misshandlung von Kritikern, Verjubeln von Steuergeldern und das Vertuschen von Polizeigewalt bis hin zum Mord gehören demnach zum politischen Tagesgeschäft. Seit Zaev mit dem Veröffentlichen der Mitschnitte begonnen hat, sind die neo-antiken Fassaden von Gruevskis Skopje etwas eingedreckt. Demonstranten verleihen ihrem Zorn mit Eiern Nachdruck. Seit Sonntag will ein Bündnis der Opposition vor dem Parlamentsgebäude campen, bis Gruevski zurücktritt. Der kritisierte Premier glaubt freilich noch, es genüge, all dies als eine Aktion ausländischer Geheimdienste zu geißeln.

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