Profil:Nicoley Baublies

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Nicoley Baublies, Organisator des Streiks der Flugbegleiter bei der Lufthansa. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Organisator des Streiks der Flugbegleiter bei der Lufthansa.

Von Jens Flottau

Dass es sich bei Nicoley Baublies um einen Quereinsteiger aus der IT-Branche handelt, ist in diesen Tagen unverkennbar: Baublies auf Facebook, Baublies auf Twitter, per Livestream auf der Homepage seiner Gewerkschaft - vor sich einen schicken Laptop. Als Gedankenstütze vielleicht ein paar Notizen, und schon kann Baublies seinem Publikum stundenlang seine Sicht der Lage vermitteln.

"Der Nic", wie er intern genannt wird, steht wieder einmal im Mittelpunkt des Geschehens. Drei Jahre nach dem bislang letzten Streik hat der Chef der Unabhängigen Flugbegleiter-Organisation (Ufo) die Mitglieder der Gewerkschaft in den nächsten Arbeitskampf geführt. Acht Tage lang wollen sie insgesamt streiken, nicht immer flächendeckend, aber so, dass es immer wehtut. "Uns war klar, dass nur ein Warnstreik nicht hilft", sagt er. Am Freitagnachmittag ging es los in Frankfurt und Düsseldorf, am Samstag sollte es dort weitergehen, und wenn nicht noch etwas ganz Unerwartetes passiert und Ufo und Lufthansa wieder verhandeln, dann dürfte die nächste Woche für die Passagiere der Gesellschaft äußerst unbequem werden. Es wird wohl der längste Streik der Lufthansa-Geschichte.

Erstaunlich ist es schon, dass dafür nicht die Piloten verantwortlich sind. Baublies, 42, bezeichnet sich gerne als kompromissbereiten Realo und hatte seine Ufo auch auf genau diesen Kurs eingeschworen. Zwei Jahre lang streikten die Flugbegleiter nicht, während die Piloten in der Zeit 13-mal die Arbeit niederlegten. Sein Ansatz war: Lieber die nötigen Änderungen bei Lufthansa mitgestalten als zu blockieren. Dass das Unternehmen zu hohe Personalkosten hat, bestreitet Ufo nicht und will dafür auch eine Reform der Firmenrenten und der Frühpensionierung mittragen; allerdings nicht in der von Lufthansa vorgeschlagenen Form.

Doch nun hat er seinen Ansatz selbst für "gescheitert" erklärt. Ufo befinde sich genau in der gleichen Situation wie die Vereinigung Cockpit (VC) der Piloten. Eine Einigung mit dem Unternehmen erscheine unmöglich. Verantwortlich dafür ist aus seiner Sicht vor allem Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens. Sie halte sich nicht an Vereinbarungen. Er wirft ihr vor, sich für Tarifpolitik nicht zu interessieren. Er sagt: "Volkens bekommt das jetzt entweder hin mit uns, oder sie ist überfordert."

Solche Töne sind ihm eigentlich fremd. Denn Baublies tritt in der Regel höflich und leise auf, dem Klischee eines Gewerkschafters entspricht er nicht. Untypisch sind an ihm noch ein paar andere Dinge, denn zur Fliegerei hat er erst vergleichsweise spät gefunden. Er studierte Anglistik und Kommunikationswissenschaften, arbeitete für eine Internetagentur, und erst 2004 begann er als Flugbegleiter bei der Lufthansa. Bald engagierte er sich in der Personalvertretung, 2012 wurde er Ufo-Chef.

Die Flugbegleitergewerkschaft war damals durch jahrelange interne Querelen geschwächt, die Akteure dort bekämpften einander mehr gegenseitig, als dass sie sich um die Interessen ihrer Mitglieder gekümmert hätten. Für die Lufthansa war Ufo kein ernst zu nehmender Gesprächspartner. Das hat sich gründlich geändert. Baublies' Höflichkeit darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Mann inhaltlich ziemlich hart sein kann. Sein großes Thema im aktuellen Konflikt: "Altersarmut" bei Flugbegleitern zu vermeiden - eine Formulierung, mit der er das Management regelmäßig derart auf die Palme bringt, wie das sonst nur die Piloten schaffen.

Ihn selbst erregt derzeit vor allem die Kommunikation der Lufthansa. Noch am Donnerstag hatte das Unternehmen in einer Pressemitteilung verkündet, auf alle Ufo-Forderungen "eingehen" zu wollen - und damit den Eindruck erweckt, diese zu akzeptieren. Dieses Statement sei eine "Unverschämtheit" gewesen, sagt Baublies. Also machte er sich auf in den Streik.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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