Profil:Nawaz Sharif

Profil: Nawaz Sharif: Premier im Kranken-Exil verunsichert Pakistan.

Nawaz Sharif: Premier im Kranken-Exil verunsichert Pakistan.

(Foto: Aamir Qureshi/AFP)

Premier im Kranken-Exil, der mit seiner Abwesenheit Pakistan in Unruhe versetzt.

Von Arne Perras

Die Pakistaner sehen ihren Premier zumindest wieder laufen. Fotos zeigen, wie Nawaz Sharif an der Seite seiner Frau durch den Londoner Hyde Park spaziert. Seine angestrengte Miene verrät, dass er sich keine freiwillige Auszeit im Grünen genommen hat. Sharif erholt sich von einem schweren Eingriff. Vor drei Wochen operierten ihn die Ärzte am offenen Herzen. Deshalb bekommt das ferne Volk nun auch diese Bilder vorgesetzt, die wie Beruhigungspillen wirken sollen. Die Botschaft lautet: Der 66-jährige Regierungschef ist auf dem Weg der Besserung, keine Angst, Sharif kommt zurück.

Die Bilder konnten die Debatte über die Führung des Landes nicht stoppen. Die Opposition sieht eine Chance, den Premier und Chef der Muslimliga von der Macht zu verdrängen. Ungemütlich war es für den mächtigen Anführer der Nuklearmacht Pakistan schon im Frühjahr geworden, als ihn die Panama-Papiere unter Druck setzten. Drei Kinder Sharifs hatten über Briefkastenfirmen Millionen in Londoner Immobilien gesteckt.

Der Clan Sharif hat durch Geschäfte mit Zucker und Stahl Vermögen angehäuft, doch der Premier versichert, dass er nichts Unrechtes getan habe. Vorwürfe von Korruption und Geldwäsche seien haltlos. Nun tobt eine Schlacht darum, wie das alles untersucht werden soll. Ex-Cricket-Star und Gegenspieler Imran Khan räumt selbst frühere Offshore-Geschäfte ein, scheut aber nicht davor zurück, mit Massenprotesten zu drohen, sobald Sharif zurückgekehrt ist. Nach ruhigen Zeiten für einen Rekonvaleszenten sieht das nicht gerade aus.

Die Krise fällt in Zeiten, da Pakistan außenpolitisch immer mehr in die Isolation driftet. Die Beziehungen zu Afghanistan bessern sich nicht, beide Seiten bewerfen sich mit Vorwürfen, warum es nicht gelingt, die Taliban für Verhandlungen zu gewinnen. Außerdem beobachten die Pakistaner argwöhnisch den Flirt zwischen Washington und Delhi. Die Amerikaner wollen Indien als Atommacht hoffähig machen, ein Privileg, das Pakistan vorerst verwehrt bleiben dürfte. Außer Peking ist derzeit kein enger Partner mehr in Sicht.

Premier Sharif wird es als Schwäche ausgelegt, dass er die außenpolitische Arena den Generälen überlassen hat. Auch das innenpolitische Gewicht des Militärs könnte wieder wachsen, denn die Streitkräfte werden darauf achten, dass es in der Absenz des Regierungschefs zu keinem Vakuum kommt. "Was die nuklearen Kapazitäten angeht, so hat das Militär ohnehin die Kontrolle", sagt der Analyst und Konfliktforscher Abdul Basit in Singapur.

Braucht Pakistan da noch seinen Premier? Die Generäle müssen sich mit dem gewählten Mann arrangieren, sie sehen zunehmend ein, dass ihr Land ohne zivile Führung und demokratische Rechte keine Zukunft hat. Ein Premier lockt Investoren und entwickelt das Land. Noch immer garantiert dafür der gewiefte Unternehmer Sharif, selbst wenn er im Hyde Park eine Zwangspause einlegt.

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