Profil:Mugwena Maluleke

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"Die schlimmste Form des Imperialismus in Afrika": Mugwena Maluleke wehrt sich gegen die Einführung von Mandarin als Wahlfach. (Foto: sadtu)

Der Gewerkschafter in Südafrika warnt vor chinesischem Imperialismus.

Von Tobias Zick

Südafrika sei im Begriff, sich einer "neuen Form des Kolonialismus" zu unterwerfen, und man werde diese Pläne bekämpfen - "mit der Verachtung, die sie verdienen." So wettert Mugwena Maluleke, 52, Generalsekretär der Lehrergewerkschaft Sadtu. Anlass ist der Plan des Bildungsministeriums, Mandarin als Wahlfach ab der vierten Klasse einzuführen - neben einer Reihe anderer Sprachen wie Deutsch, Latein, Tamilisch und Urdu, gegen die niemand Einwände erhebt. Aber Chinesisch? Für Maluleke die "schlimmste Form des Imperialismus in Afrika".

China ist seit 2009 der größte Handelspartner Südafrikas und wird, wie in vielen afrikanischen Staaten, auch politisch zunehmend als Vorbild gesehen. Kaum jemand hat das so unverblümt ausgedrückt wie kürzlich ein hochrangiger Funktionär der Regierungspartei ANC nach einer Delegationsreise nach China: Es sei "interessant gewesen zu erfahren", dass die dortigen Oppositionsparteien eher die Rolle hätten, "der Regierung beim Regieren zu assistieren". Ein himmelweiter Unterschied zu Südafrika, mit seiner "rüpelhaften, lärmenden und lästigen Opposition".

Mugwena Maluleke weiß, dass er mit seiner Warnung vor chinesischem "Imperialismus" bei vielen Südafrikanern einen Nerv trifft, zumal die Schulen des Landes drängendere Sorgen haben als den Bedarf nach einer weiteren Sprache: Das Bildungssystem ist, gut zwei Jahrzehnte nach Ende der Apartheid, noch immer eine Katastrophe; in weltweiten Vergleichsstudien zur Qualität der Schulbildung landet das Land regelmäßig auf den hintersten Plätzen. In vielen Schulen mangelt es an Büchern, an regendichten Dächern, an qualifizierten, motivierten Lehrern. Es ist eine der Hauptursachen für die andauernde, extreme Ungleichheit zwischen Schwarz und Weiß; ein Fortleben der Bantu-Bildungspolitik des Apartheidregimes, das die schwarze Mehrheit gezielt von höherer Bildung fernhielt.

Mugwena Maluleke, Mathematiklehrer, war schon in den späten 1980er-Jahren Gewerkschafter. Lange Streiks gehörten damals zum Grundarsenal im Widerstand gegen das rassistische Regime - und der Kampfgeist lebt bis heute in der Sadtu fort. Viele Eltern machen inzwischen die Gewerkschaft mitverantwortlich für die Misere der Schulen: Immer wieder fällt wochenlang der Unterricht aus, weil wochenlang gestreikt wird; für mehr Gehalt, mehr Urlaub, gegen Pläne der Regierung, Stechuhren für Lehrer einzuführen und leistungsabhängige Bezahlung.

Vergangenes Jahr flog auf, dass Sadtu-Funktionäre in der Provinz KwaZulu-Natal in der Schulbehörde ein System etabliert hatten, in dem lukrative Beamtenposten nicht nach Qualifikation vergeben wurden, sondern gegen Bezahlung. Das sei bloß das Werk von "Individuen", erklärte Malukele. Doch der oft geäußerte Vorwurf, dass die Sadtu inzwischen mehr für die Privilegien ihrer Funktionäre kämpfe als für ein gerechteres Bildungssystem, wiegt seither umso schwerer.

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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