Profil:Mohammed Dahlan

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(Foto: AFP)

Einst Sheriff von Gaza, nun möglicher Nachfolger von Präsident Abbas.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Sieben Jahre hat Mohammed Dahlan im Exil auf seine Chance gewartet, jetzt ist der 55-Jährige eine Schlüsselfigur im möglichen Versöhnungsprozess der rivalisierenden Palästinensergruppen Fatah und Hamas. Per Video aus Abu Dhabi war er Ende Juli zugeschaltet, als sich zum ersten Mal seit 2007 ein Teil des palästinensischen Parlaments in Gaza traf. Zusammengekommen waren Hamas-Abgeordnete und Parlamentarier aus dem Westjordanland, die Palästinenserpräsident Mahmud Abbas kritisch gegenüberstehen.

Damals wurde deutlich, dass sich sowohl Mitglieder der Fatah als auch Anhänger der Hamas auf Dahlan als Führungsfigur verständigen könnten nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Mit dem inzwischen 82-jährigen Abbas hatte sich Dahlan 2010 überworfen, er wurde auch aus der Fatah geworfen.

Für die Hamas war Dahlan als einstiger Sicherheitschef der Palästinenserbehörde lange Zeit eine Hassfigur. Wer dem selbsternannten Sheriff von Gaza und seiner rund 20 000 Mann umfassenden Truppe in die Hände fiel, hatte nichts zu lachen. Als Dahlan und seine Gefolgsleute in der "Schlacht von Gaza" im Juni 2007 unterlagen, musste er fliehen.

Für längere Zeit ließ sich Dahlan in Ägypten, dann in den Arabischen Emiraten nieder. Dort lebte der Vater von vier Kindern, der mit einer Sozialarbeiterin verheiratet ist, in einem Luxusapartment. Schon in Ramallah war er als schillernde Figur aufgefallen. Aus seiner Vorliebe für teure italienische Anzüge machte er nie ein Hehl. Auch Jassir Arafat hatte einst seinen politischen Ziehsohn öffentlich wegen dessen protziger Villa gemaßregelt.

Womit der studierte Betriebswirt seinen Lebensunterhalt und angeblich mehrere Millionen verdiente, bleibt im Dunkeln. Bekannt ist, dass er in den vergangenen Jahren als Berater des Kronprinzen der Herrscherfamilie tätig war. Diese Kontakte dürften sich nun bezahlt gemacht haben. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten wollen den Einfluss Katars, das lange Zeit Mentor der Hamas war, zurückdrängen. Für Ägypten wäre der einstige Mann fürs Grobe in Gaza auch Garant für eine halbwegs stabile Sicherheitslage, was Kairo als Bedingung für die Wiederöffnung des Grenzübergangs Rafah ansieht.

In der Hamas ist die neue Liebe zu Dahlan durchaus umstritten. Die Beziehung ausgehandelt hat Jahia Sinwar, der neue Chef der Gaza-Hamas. Wie Dahlan kam auch er im Flüchtlingslager Khan Junis im Gazastreifen auf die Welt, die beiden kennen einander seit Kindertagen. Sie kämpften mit Steinen und Waffen gegen die Besatzung und verbrachten mehrere Jahre in israelischen Gefängnissen. In dieser Zeit lernte Dahlan auch Hebräisch. Dahlan verbrachte auch Zeit in den USA. In israelischen Sicherheitskreisen war er stets der Favorit für eine Zusammenarbeit und hatte in Camp David und auch in Oslo an Friedensverhandlungen teilgenommen.

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