Magdalena Martullo-Blocher:Wie der Vater, so die Tochter

CEO Martullo-Blocher of Swiss Ems-Chemie Holding AG addresses an annual news conference in Zurich; 150421_pol_2

Magdalena Martullo-Blocher: Schweizer Politikertochter auf dem Sprung ins Parlament.

(Foto: Arnd Wiegmann/Reuters)
  • Magdalena Martullo-Blocher folgt ihrem Vater Christoph nicht nur als Chefin der Schweizer Unternehmensgruppe Ems-Chemie, sie folgt ihm auch in die Politik. Grund für ihren Schritt seien nationale politische Fehlentwicklungen.
  • Die rechtspopulistische Schweizerische Volkspartei (SVP) gab bekannt, dass Martullo bei den Wahlen im Herbst für den Nationalrat kandidieren will.
  • Martullo-Blocher hielt im Rahmen der Pressekonferenz ein Plädoyer gegen staatliche Regulierung, gegen die Europäische Union und den Ausbau erneuerbarer Energien.

Von Charlotte Theile

Ob die Blochers so etwas wären wie die Clintons der Schweiz? Martullo schluckt, lächelt, sagt dann, dass sie für ihre Kinder noch keine politische Karriere geplant habe. Hillary Clinton, na gut, das ist doch eine Nummer zu groß. Zudem würde angesichts der politischen Richtung auch eher der Vergleich mit der französischen Familie Le Pen passen. Ansonsten aber scheint alles klar zu sein.

Christoph Blocher, 74, hat den Stab weitergegeben. Seine älteste Tochter, die 45-jährige Magdalena, hat nun nicht nur im Milliarden-Konzern Ems Chemie seine Rolle als Chef übernommen. Auch in die Politik folgt ihm Martullo nach, die einst hochschwanger bei der Ems Chemie einsprang, als ihr Vater in den Bundesrat gewählt wurde. An diesem Montag gab die rechtspopulistische Schweizerische Volkspartei (SVP) bekannt, dass Martullo bei den Wahlen im Herbst für den Nationalrat kandidieren will. Und da im Kanton Zürich schon Weltwoche-Verleger Roger Köppel die Rolle des Quereinsteigers und Blocher-Kronprinzen einnimmt, tritt dessen Tochter eben in Graubünden an.

Bei der Pressekonferenz in Chur war das Anlass für kritische Fragen an die 45-jährige Managerin: Sie wohne doch am Zürichsee, warum kandidiere sie dann für den Kanton Graubünden? Martullo spricht von ihrem Ferienhaus auf der Lenzerheide, aber noch viel lieber von der Ems Chemie, die ihren Sitz in Domat/Ems hat und der größte private Arbeitgeber des Kantons Graubünden ist. Dann folgt das, was man von ihrem Vater seit Jahren kennt: Ein Plädoyer gegen staatliche Regulierung, gegen die Europäische Union und den Ausbau erneuerbarer Energien. Und genau wie ihr Vater macht Martullo die "nationalen politischen Fehlentwicklungen" für ihren Schritt in die Politik verantwortlich. Das ist klassisch SVP: Die Politik in Bern sei so furchtbar, dass sich nun die besten und mutigsten Schweizer für ihr Land einsetzen müssten. So klingt das immer.

Und doch ist Martullo, die als Konzernchefin sehr erfolgreich ist, viel Zeit in China verbringt und sich bei der Betreuung ihrer drei Kinder von Profis und ihrem Mann unterstützen lässt, eine Figur, die nicht so gut zur stramm rechten SVP passen will. Dass Frauen wie Martullo klar sagen, der "Beruf Mutter" sei ihre Sache nicht, stellt die Partei vor Herausforderungen.

Heinz Brand, Präsident der SVP in Graubünden und derzeitiger Nationalrat, verkündete zwar tapfer, er freue sich über den Zuwachs und die Kompetenz der erfolgreichen Unternehmerin. Dass er seinen Sitz an sie verlieren könnte, kann er nicht leugnen. Ob sich die alten Kader der Partei wirklich von einer quereinsteigenden Tochter verdrängen lassen werden, ist längst nicht abgemacht.

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