Profil:Luis Videgaray

170105 MEXICO CITY Jan 5 2017 Mexico s new Foreign Minister Luis Videgaray delivers a spe

Mexikos Außenminister auf Trump-Mission: Luis Videgaray.

(Foto: imago/Xinhua)

Der neue mexikanische Außenminister soll Donald Trump besänftigen.

Von Boris Herrmann

Die Vereinigten Staaten von Mexiko sind unabhängig, allerdings nur mit Abstrichen. Nicht nur die Wirtschaft des Landes, sondern auch die Politik reagiert auf nahezu jede Zuckung aus jenen Vereinigten Staaten, die nördlich des Rio Grande liegen. Das zeigt sich eindrucksvoll am Fall von Luis Videgaray: Wegen Trump wurde er vor gut 120 Tagen als mexikanischer Finanzminister entlassen. Und wegen Trump kehrte er nun ins Kabinett zurück. Diesmal als Außenminister. Sein Spezialauftrag lautet, sich um gute beziehungsweise nicht ganz so schlechte Beziehungen zum neuen US-Präsidenten zu bemühen. Er gilt auf diesem heiklen Terrain als Experte für Schadensbegrenzung.

Donald Trump hat nie einen Hehl aus seiner pauschalen Verachtung für Mexikaner gemacht. Luis Videgaray Casa, 48, vertritt dennoch die These, dass es sinnvoller ist, mit dem mächtigsten Mann der Welt zu verhandeln, als seine Beleidigungen zu erwidern. Das hat ihm in Washington Respekt eingebracht - und zu Hause den Ruf des Vaterlandsverräters.

Videgaray promovierte einst am Massachusetts Institute of Technology, Trumps Schwiegersohn und Chefberater Jared Kushner kennt er persönlich. Über diese Verbindung soll er im August den bizarren Besuch des damaligen republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten in Mexiko-Stadt eingefädelt haben. Viele Mexikaner hielten das für einen Akt der Selbsterniedrigung. Der Empfang im Präsidentenpalast von Enrique Peña Nieto löste eine Welle der Empörung aus, die Videgaray seinen Ministerposten kostete. Trump aber twitterte, Mexikos Regierung habe einen wundervollen Mann verloren.

Vermutlich wäre von dem Politiker Videgaray nie wieder etwas zu hören gewesen, wenn Hillary Clinton die Wahl gewonnen hätte. So aber kann er sich nun als Visionär fühlen, als einer der wenigen, die rechtzeitig daran dachten, ihr Land auf den Ernstfall vorzubereiten: den Triumph des passionierten Mauerbauers Trump. Genau aus diesem Grund hat ihn Präsident Peña Nieto auch rehabilitiert und zum Chef-Diplomaten mit Sondermission befördert. Die bisherige Außenministerin Claudia Ruiz Massieu stand eher für die harte Linie im Umgang mit Washington.

Videgaray hat keinerlei außenpolitische Erfahrung. In seiner Karriere profitierte er stets von seiner Nähe zu Peña Nieto, seit Jahren gilt er als dessen engster Vertrauter. 2012 leitete er den Wahlkampf des Präsidenten, danach kümmerte er sich als Finanzminister um die groß angekündigten Wirtschaftsreformen, darunter die Teilprivatisierung der staatlichen Ölindustrie. Von der einstigen Aufbruchsstimmung ist allerdings nicht mehr viel übrig, Mexiko steckt längst in der Krise, bevor Trump richtig angefangen hat. Als Mann des mutmaßlich unmöglichen Dialoges mit dem Weißen Haus soll Luis Videgaray nun Schlimmeres verhindern. Für viele Mexikaner bleibt er jedoch einstweilen der neue Kniefall-Minister.

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