Profil:Luigi Di Maio

Profil: Luigi Di Maio, neuer Star der italienischen Fünf-Sterne-Bewegung.

Luigi Di Maio, neuer Star der italienischen Fünf-Sterne-Bewegung.

(Foto: Andreas Solaro/AFP)

Der Jungpolitiker ist der neue Star der italienischen Fünf-Sterne-Bewegung.

Bisher zeigte die italienische Fünf-Sterne-Bewegung das Gesicht eines zotteligen Wüterichs. Beppe Grillo, der Gründer dieser Anti-Establishment-Partei, ließ keine Gelegenheit für einen Tobsuchtsanfall aus. Nun ist der Meister müde und zieht sich aus der ersten Reihe zurück. Und auf einmal hat die Bewegung, die 2013 aus dem Stand als zweitstärkste Kraft ins Parlament einzog, ein glatt rasiertes Gesicht. Es gehört Luigi Di Maio, dem neuen Star der Fünf Sterne. "Verdammt, jetzt bist du der Anführer", sagte Grillo unlängst zu ihm.

Die beiden Sternebewegten könnten unterschiedlicher kaum sein. Hier der 67 Jahre alte Ex-Komiker Grillo, der Fundamentalopposition predigt, Kritiker per Internet-Abstimmung aus der Bewegung werfen lässt und Kompromisse mit den Alt-Parteien für des Teufels hält. Dort der gelassene, dialogbereite Jurastudent Di Maio, der mit 29 Jahren stellvertretender Präsident der Abgeordnetenkammer ist und Kontakte zu den anderen Parteien pflegt.

Der Übergang drückt eine Wende der Bewegung aus. Die chaotische Gründerzeit geht zu Ende. Die Fünf Sterne werden pragmatischer. Manche liebäugeln mit der Regierungsverantwortung. "Wir sind bereit", sagt Di Maio, dem es nie an Selbstbewusstsein fehlte. Schon am Gymnasium seines Heimatorts Pomigliano d'Arco bei Neapel zeigte der Sohn eines früheren neofaschistischen Politikers Führungskraft und setzte den Bau einer neuen Schule durch. An der Uni wurde er Studentensprecher. Seine Begeisterung für das Internet brachte ihn zur 2009 gegründeten Fünf-Sterne-Bewegung, die auf Basisdemokratie durch Online-Abstimmungen setzt.

Der Aufstieg des Formel-1-Fans Di Maio verlief rasch. 2009 wurde er zum jüngsten Abgeordneten der Republik gewählt. Dort errang der Neuling das Amt des Vizepräsidenten. Er verzichtete auf eine Dienstwohnung und zog mit Parteifreunden in eine WG. Auch das auto blu schlug er aus, die dunkle Dienstlimousine samt Blaulicht, die vielen Politikern in Rom als Machtsymbol dient. Seinen Anhängern sagte er: "Wenn ihr mich je in einem auto blu sehen solltet, dann lyncht mich."

Im Parlament führt der Vizepräsident ein strenges Regiment. "Mister rote Karte", wird er genannt. Wer sich danebenbenimmt, den wirft er raus. Oft trifft das Parteifreunde. In der Sache ist Di Maio jedoch konzilianter, als es vielen Fünf-Sterne-Anhängern recht ist. So will er die Euro-Zone lieber reformieren als aus ihr austreten. Dagegen teilt er die klassischen Fünf-Sterne-Forderungen wie ein Grundeinkommen für alle und viel mehr direkte Demokratie.

Hinter dem sozialdemokratischen Premier Matteo Renzi ist Di Maio der zweitbeliebteste Politiker Italiens. Manche sehen in ihm den kommenden Regierungschef. Er selbst dämpft die Erwartungen: "Viele Leute haben noch Angst vor uns. Natürlich werden wir die Dinge ändern, wenn wir gewinnen. Doch wir müssen den Menschen versichern, dass es keine gewaltsame Revolution geben wird."

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