Profil:Leroy Sané

Leroy Sane; Sané

Umschwärmtes Fußballtalent, derzeit noch in Schalke.

(Foto: Guido Kirchner/dpa)

Umschwärmtes Fußballtalent, derzeit noch in Schalke.

Von Javier Cáceres

Seit ein paar Monaten werden die Spiele des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 häufig von Spähern ausländischer Spitzenklubs besucht. Spione des FC Barcelona, von Manchester City oder Real Madrid sind längst Stammgäste. Der Grund ist ein 20 Jahre altes Versprechen auf die Zukunft, das am Dienstag von Bundestrainer Joachim Löw in das vorläufige, 27-köpfige Aufgebot für die Europameisterschaft in Frankreich berufen wurde: der Stürmer Leroy Sané, der beim Gelsenkirchener Traditionsverein groß geworden ist und vor zwei Jahren sein Bundesligadebüt gab.

Bislang hat Sané nur ein Länderspiel bestritten. Doch die Chancen, dass er den Schnitt übersteht, den Löw am 31. Mai vornehmen muss (jedes Team darf nur 23 Spieler mitnehmen), sind formidabel. "Leroy kann etwas Besonderes ins Spiel bringen", sagt Löw. In der Tat: Sané hat die Fantasie und Geschmeidigkeit eines Balletttänzers, den Körper eines Modellathleten, die technische Qualität der Hochbegabten und ist dabei schnell, entschlussfreudig und mit Instinkt für die richtigen Laufwege gesegnet.

Sané kam im Januar 1996 in Essen zur Welt, und er ist nicht nur der Sohn der deutschen Olympiamedaillengewinnerin Regina Weber, die 1984 als rhythmische Sportgymnastin an den Spielen von Los Angeles teilnahm - sondern auch ein Kind der Bundesliga: Vater Souleyman Sané war selbst Fußballprofi. Der gebürtige Senegalese spielte - unter anderem mit Löw - beim damaligen Zweitligisten SC Freiburg zusammen, vor allem aber triumphierte er in der ersten Liga bei der SG Wattenscheid 09.

Dass Sané jr. für Deutschland spielt, ist bemerkenswert. Nicht nur, weil er auch einen französischen Pass hat. Sondern weil Sané Senior einer der ersten afrikanischen Profis im Bundesligabetrieb war und in Stadien Anfeindungen ertrug, die es einem Wunder gleichkommen lassen, dass er dem Land nicht den Rücken kehrte. Anfang der Neunziger gehörte er zu Profis wie Tony Baffoe und Anthony Yeboah, die einen offenen Brief gegen den Rassismus verfassten. Sie trugen dazu bei, derlei zumindest aus den hochklassigen Fußballbühnen zurückzudrängen - und bereiteten den Boden dafür, dass Deutschland den Segen einer lange unbekannten, kulturellen Fußballvielfalt genießt.

Dass Leroy Sané große Bühnen nicht scheut, bewies er im März 2015, bei Schalkes 4:3-Sieg im Achtelfinale der Champions League bei Real Madrid. Im Bernabéu-Stadion, einer Scala des Weltfußballs, schoss er ein Traumtor, an das man sich dort mit einer Mischung aus Bewunderung und kaltem Schweiß erinnert. Seither gilt Sané als einer der umschwärmtesten Spieler der Welt. Schalkes Verantwortliche beteuern, dass es noch keine konkreten Angebote gegeben habe. Doch die Gefahr eines Abschieds besteht, erst recht, falls Sané eine gute EM spielen sollte, zu einem dann mutmaßlich irrwitzigen Preis. Dessen Ablöse ist nicht festgeschrieben, sondern frei verhandelbar.

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