Profil:Leona Aglukkaq

Profil: Leona Aglukkaq: Indigene Kanadierin, die gleich drei Ministerämter inne hat.

Leona Aglukkaq: Indigene Kanadierin, die gleich drei Ministerämter inne hat.

(Foto: Chris Wattie/Reuters)

Indigene Kanadierin, die gleich drei Ministerämter innehat.

Von Thomas Kirchner

Sie ist nicht nur die erste Inuk, also indigene Kanadierin, die ein Ministeramt in ihrem Land bekleidet. Leona Aglukkaq hat gleich drei Posten inne, denn neben ihrem Hauptressort Umwelt, einem wichtigen Thema in Kanada, ist sie auch Ministerin für die wirtschaftliche Entwicklung der eiskalten und ziemlich unfruchtbaren Nordprovinzen und Ministerin für den Arktischen Rat.

In letzterer Funktion wird sie in dieser Woche das Ministertreffen des Arktischen Rates eröffnen, dem neben den Arktis-Anrainern Russland, Kanada, USA (Alaska), Dänemark (Grönland) und Norwegen (Spitzbergen) auch Island, Schweden und Finnland angehören. Stattfinden wird es weit oben im ewigen Eis, in Iqaluit auf der vom Nordpolarmeer umspülten Baffin-Insel. Der 7000 Einwohner zählende Ort, der in der Sprache der Inuit "Ort mit viel Fisch" heißt, ist Hauptstadt des riesigen Territoriums Nunavut, in dem Aglukkaq aufwuchs. 2004 wurde sie ins Territorialparlament gewählt, vier Jahre später zog die heute 47-jährige Mutter eines Sohnes ins Bundesparlament ein und übernahm zunächst das Gesundheitsministerium.

Dass sich der Arktische Rat traditionell nördlich des Polarkreises trifft, beschert den Teilnehmern aufwendige, aber auch sehr schöne Reisen. Der einzige Außenminister, der sich das diesmal wegen "anderer Termine" entgehen lässt und stattdessen den Umweltkollegen schickt, ist der Russe Sergej Lawrow. Das hängt wohl zum Teil mit der Ukraine-Krise zusammen, in deren Folge sich das Verhältnis zwischen Kanada und Russland abgekühlt hat. Wahrscheinlicher aber, vermutet der kanadische Arktis-Experte Michael Byers, hält Lawrow die Tagung für politisch nicht brisant genug.

Das läge dann an Leona Aglukkaq. Sie hat den Schwerpunkt der Rats-Arbeit der vergangenen zwei Jahre unter kanadischem Vorsitz auf ein Thema gelegt, das vor allem Ottawa und ihr selbst wichtig ist: die wirtschaftliche Entwicklung der Region, in der viele um ihre Existenz kämpfenden indigenen Völker leben. Dazu wurde ein Arktischer Wirtschaftsrat gegründet. Dieser enge, auf nationale Interessen beschränkte Fokus hat Aglukkaq viel Kritik eingebracht, auch aus den eigenen Reihen. Manche Inuit und Umweltschützer hätten lieber mehr über ökologische Probleme geredet, die in der Arktis drohen, wenn dort in den kommenden Jahrzehnten wegen des Klimawandels das Eis schmilzt und verstärkt Öl- und Gasvorkommen ausgebeutet werden können.

Diese Frage können nun die USA angehen, die in Iqaluit den Vorsitz im Rat übernehmen. Die Hoffnung der Arktis-Staaten auf schnellen Reichtum durch die Ausbeutung der neu entdeckten natürlichen Ressourcen hat sich nach einer Phase der Euphorie allerdings etwas gelegt. Das hat mit dem niedrigen Ölpreis zu tun und der Erkenntnis, dass die Förderung im hohen Norden trotz allem teuer und kompliziert bleiben wird.

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