Profil:LeBron James

LeBron James; LeBron James

LeBron James gilt als der "Auserwählte" unter den Basketballern - und rettet seiner Heimat die Ehre.

(Foto: Ron Schwane/AP)

"Auserwählter" unter den Basketballern, der seiner Heimat die Ehre rettet.

Von Jürgen Schmieder

LeBron James war 17 Jahre alt, er besuchte gerade die elfte Klasse der St. Vincent-St. Mary Highschool in Akron im US-Bundesstaat Ohio, da war sein Gesicht zum ersten Mal auf der Titelseite des Magazins Sports Illustrated zu sehen. "The Chosen One" stand daneben. Der Auserwählte. Zwei Jahre später hatte sich der junge Basketballspieler diese transzendente Beschreibung bereits auf den Rücken tätowieren lassen. Da wurde deutlich, wozu dieser Mann auserwählt war: Er wurde vom Profiklub Cleveland Cavaliers verpflichtet.

James wuchs im nur 70 Kilometer entfernten Akron auf - einer Gegend, von der Spötter behaupten, dass jeder sofort wegzöge, wenn er nur bemerkte, dass er dort wohnt. Die Vereine in Cleveland haben seit 1964 keinen Titel mehr gewonnen, das ist die längste Durststrecke einer amerikanischen Stadt mit mindestens drei Klubs. Begriffe wie "The Shot", "The Fumble" und "The Drive" umschreiben Triumphe anderer Vereine - sie stehen aber auch für bittere Niederlagen der Teams aus Cleveland. "God Hates Cleveland" ist häufig auf den T-Shirts der Einwohner zu sehen, die bei allen Rückschlägen hofften, dass mal einer kommen und sie erlösen würde. Ein Auserwählter.

Sieben Jahre lang spielte LeBron James bei den Cavaliers, im Jahr 2007 erreichte er die Finalserie - und verlor jede einzelne Partie. Drei Jahre später verließ er seine Heimat ohne Meistertitel, er wechselte ins sonnige Miami, wo sie ihm eine prachtvolle Mannschaft zur Seite stellten. Im Finale der ersten Spielzeit unterlagen die Miami Heats zwar noch Dirk Nowitzki und den Dallas Mavericks, danach aber gewann James zwei Titel. Die Cavaliers schafften währenddessen die längste Niederlagenserie in der Geschichte des US-Sports.

Vor zwei Jahren kehrte James nach Cleveland zurück und erklärte sich zum verlorenen Sohn der Stadt: "Meine Beziehung zu Ohio ist größer als Basketball. Das habe ich vor vier Jahren nicht verstanden. Ich verstehe es jetzt. Ich komme nach Hause." Der Dokumentarfilm "Believeland", vor Beginn dieser Finalserie im US-Fernsehen gezeigt, beschreibt die gesellschaftliche Bedeutung von Sport in dieser Stadt, die wirtschaftlich gebeutelt ist und immer wieder bemitleidet wird. Der Film zeigt Menschen, die trotz bitterster Niederlagen daran glauben, dass in ihrem Leben doch noch Großartiges passieren wird.

Am Sonntag hat LeBron James, 31, mit den Cavaliers die NBA-Meisterschaft gewonnen. Zum ersten Mal in der Geschichte hat ein Team in der Finalserie einen Rückstand von 1:3 aufgeholt. Die Cavaliers wurden bereits verlacht und verspottet, doch drehten sie die Serie entgegen aller Wahrscheinlichkeit. Für die Menschen in Ohio ist das mehr als ein Basketball-Titel - die Mannschaft hat ein Symbol für Hoffnung geschaffen. Die Botschaft: Hier ergibt sich niemand dem Schicksal. "Gott liebt Cleveland", sagte James am Abend des Triumphes. Der Auserwählte hat seine Aufgabe erfüllt.

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