Profil:Kuki Gallmann

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Autorin und Afrika-Träumerin, nun Opfer im Streit mit Nomaden.

Von Bernd Dörries

In den Tagen vor dem Angriff hat Kuki Gallmann ihren Freunden Textnachrichten geschrieben und davon berichtet, wie die Gefahr näherkam; wie bewaffnete Viehhirten auf ihre Ranch in Kenia eindrangen; wie eine ihrer Lodges angezündet wurde. Dann wurde Gallmann selbst von einer Kugel in den Bauch getroffen, als sie sich die Schäden anschauen wollte.

Es ist ein weiteres Drama im Leben der 73-Jährigen, ein zusätzliches Kapitel in ihren Memoiren, die sie berühmt gemacht haben. "Ich träumte von Afrika" wurde auf der ganzen Welt hundertausendfach verkauft und schließlich mit Kim Basinger verfilmt. Es ist die Geschichte eines ziemlich verwöhnten italienischen Mädchens, das von Afrika träumt und 1972 mit ihrem Mann und den zwei Kindern auswandert, eine riesige Fläche Land kauft, 400 Quadratkilometer in der Hochebene Laikipia. Ein Bilderbuch-Afrika mit Elefanten und endloser Steppe.

Aus der reichen Erbin ohne klares Ziel wird eine Naturschützerin, die ihren Besitz in einen riesigen Park verwandelt, mit Luxuslodges für reiche Touristen. Für die Einheimischen will Gallmann nur das Beste. Ihr Leben ist wie ein etwas kitschiger Film, der dann ins Tragische kippt. Erst stirbt der Mann bei einem Autounfall, dann der Sohn durch einen Schlangenbiss. Der Traum von Afrika war zum Albtraum geworden.

Gallmann wollte im Einklang leben mit der Natur und ihrer Umgebung und war lange überzeugt, dass der Naturpark auch der örtlichen Bevölkerung nur Vorteile bringen würde. Das Konzept des Landbesitzes und die Existenz von Zäunen stehen aber im Widerspruch zur Lebenweise der vielen Viehhirten, die mit ihren Tieren dahin ziehen, wo es gerade genug zu fressen gibt. Im Norden Kenias herrscht derzeit die schlimmste Dürre seit vielen Jahren, weshalb Zehntausende Hirten in die Hochebenen von Laikipia gekommen sind, auf denen viele weiße Großgrundbesitzer leben. Es ist dort ein bisschen so, als habe sich das Ende der Kolonialzeit nicht herumgesprochen, die Besitzverhältnisse jedenfalls sind noch immer eindeutig.

Lokale Politiker schüren die Gegensätze und ermuntern die stark bewaffneten Hirten, sich das zu holen, was ihnen zustehe. Mindestens 14 Menschen kamen in den vergangenen Wochen ums Leben, darunter auch ein britischer Lodge-Besitzer, der erschossen wurde. Der Tourismus ist eingebrochen.

Die Lage ist mittlerweile so unberechenbar, dass die Regierung Hunderte Soldaten geschickt hat. Präsident Uhuru Kenyatta hat den Mördern und ihren Aufwieglern mit heftigen Strafen gedroht. Zwei Verdächtige, die am Angriff auf Gallmann beteiligt gewesen seien sollen, wurden erschossen. Gallmann hat die Konflikte kommen sehen. Vor Monaten sagte sie: "Es gibt immer mehr Waffen, mehr junge Männer ohne Vorbilder, ohne Bildung, ohne Zukunft." Sie selbst liegt im Krankenhaus, in stabilem Zustand.

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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