Regionale Lebensmittel:Wer hinter den Herrmannsdorfer Landwerkstätten steckt

Regionale Lebensmittel: Karl Schweisfurth: Öko-Pionier aus Herrmannsdorf im Visier von Tierschützern.

Karl Schweisfurth: Öko-Pionier aus Herrmannsdorf im Visier von Tierschützern.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Karl Schweisfurth steht mit seinem Betrieb wie kaum ein anderer für ökologische Landwirtschaft. Doch dann gerät er ins Visier von militanten Veganern, wie er sagt.

Von Carolin Fries

Es wird sich grundsätzlich nichts ändern. Warum auch? Weil Tierschützer nachts in die Ställe der Herrmannsdorfer Landwerkstätten bei Glonn eingedrungen sind, fotografiert und gefilmt haben? Geschäftsführer Karl Schweisfurth schüttelt den Kopf. Die Art und Weise, wie die "Soko Tierschutz", ein Verein mit Sitz in Augsburg, in diesen Tagen gegen Herrmannsdorf vorgeht, empört den 56-Jährigen.

Er hätte gerne alles hergezeigt, sich kritischen Fragen gestellt. Doch an einer ehrlichen Auseinandersetzung hätten die "militanten Veganer", wie er die Organisation nennt, gar kein Interesse. Stattdessen wurde heimlich der Medikamentenschrank geöffnet, eine kranke Sau gezeigt, eine Muttersau beim Abferkeln gefilmt. Das sind Bilder, wie sie zu jedem landwirtschaftlichen Betrieb mit Schweinehaltung dazugehören.

Wie Schweisfuth zum Vorreiter in ökologischen Landwirtschaft wurde

Nun sind die Herrmannsdorfer Landwerkstätten aber nicht irgendein Betrieb mit ein paar Tieren im Stall. Der Hof mit etwa 600 Schweinen im Bestand gilt als Vorreiter in der ökologischen Landwirtschaft - auch weil er stets mit der Geschichte von Gründer Karl Ludwig Schweisfurth verbunden war, der 1984 die industrielle Fleischfabrik Herta in Westfalen verkaufte, um zusammen mit seiner Familie in Glonn im bayerischen Landkreis Ebersberg mit einer nachhaltigen Agrar- und Ernährungskultur neu anzufangen. Ökologisch sollte es sein, handwerklich und regional.

Europaweit gültige Richtlinien für die Ökolandwirtschaft gab es noch nicht; stattdessen Zusammenschlüsse Einzelner, die sich selbst Standards auferlegten. Die Herrmannsdorfer wurden Biokreis-Mitglied. In der Firmenchronik heißt es, die drei Kinder von Karl Ludwig Schweisfurth seien maßgeblich an der Entscheidung ihres Vaters beteiligt gewesen. Karl Schweisfurth, der den Betrieb 1996 übernahm, sagt: "Das war vor allem ich."

Mit Schirmmütze auf dem Kopf streift er täglich über den Hof. Er lebt hier mit seiner Frau, den drei Kindern und dem Lehrling im Gutshaus. Neben den Stallungen, der Metzgerei und Bäckerei gibt es eine Kaffeerösterei, einen Kindergarten, ein Wirtshaus und einen Hofladen. "Nur die Kirche fehlt", sagt Schweisfurth.

Wie die Familie auf die Kritik reagiert

Er hat eine Landwirtschaftslehre gemacht und ein Studium als Diplom-Agraringenieur drangehängt, später studierte er in St. Gallen Management. Schweisfurth mag Tiere. Und er mag Zahlen. Wenn eine Mitarbeiterin schwärmt, dass in Herrmannsdorf alle morgens und mittags zusammen an einem Tisch essen, dann sagt er: "Wir haben eine Kantine." Der Betrieb als große Familie? "Es ist ein Wirtschaftsbetrieb."

Als die gute Seele des Betriebs gilt seine Frau Gudrun. Sie sorge dafür, dass es den Menschen gut gehe - den 120 Mitarbeitern ebenso wie den 80 Fleisch zuliefernden Bauern.

Zur Kritik der Tierschützer sagt Schweisfurth, man habe sich nichts vorzuwerfen. Wenn überhaupt, dann die Entscheidung, Tiere zu halten. Doch Landwirtschaft ohne Tiere, das ist nicht das Ideal der Familie Schweisfurth.

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