Profil:Karl-Georg Wellmann

Karl Georg Wellmann Mitglied des Deutschen Bundestages CDU in der ARD Talkshow ANNE WILL am 23 07

Karl-Georg Wellmann: Russland-Experte der CDU, gestoppt am Moskauer Flughafen.

(Foto: Imago/Müller-Stauffenberg)

Russland-Experte der CDU, gestoppt am Moskauer Flughafen.

Von Stefan Braun

Diese Erfahrung, sagt man nach solchen Vorfällen, kann Karl-Georg Wellmann jedenfalls niemand mehr nehmen. Die Erfahrung, am Moskauer Flughafen wie ein Staatsfeind gestoppt, in kalter Atmosphäre in einer Kammer abgesetzt und im Niemandsland des Transitbereichs in die Nacht geschickt zu werden, um am nächsten Morgen wieder nach Hause zu fliegen. Nun ist Wellmann nach den üblichen Kriterien keine Berühmtheit. Und der 62-jährige CDU-Politiker gehört auch auf Berliner Boden nicht zu denen, die sich auf ihr Amt besonders viel einbilden. Aber er ist Bundestagsabgeordneter und besitzt einen Diplomatenpass, weil er im Auswärtigen Ausschuss seinen Platz hat. Deshalb ist das, was ihm am Sonntag nach der Landung in Moskau passierte, ein diplomatischer Affront erster Güte.

Zumal dem Einreiseverbot, das ihm spät nachts von ruppigen russischen Uniformträgern in die Hand gedrückt wurde, sogar eine Einladung aus Moskau vorausging. So hatte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Föderationsrat ihn vor wenigen Wochen angeschrieben mit der Bitte, er möge doch nach Moskau kommen; man müsse sprechen, mit dem Konflikt in der Ostukraine könne es so nicht mehr weitergehen. Wellmann sagte zu und erhielt zur Antwort: "You are most welcomed!" Eine Botschaft übrigens, die ein Emissär des russischen Außenministeriums noch letzte Woche in Wellmanns Berliner Büro wiederholt hatte.

Trotzdem ist aus dem "Herzlich Willkommen" nichts geworden. Stattdessen verbrachte Wellmann eine Nacht in der Lounge von Aeroflot, mit Schnittchen und "Abholservice", der ihn derart ruppig ins Flugzeug verfrachtete, als sei er ein Verbrecher, den man ausweisen musste.

Geschockt wirkt der Russland- und Ukraine-Experte der Unionsfraktion dennoch nicht. Eher ernüchtert. Wellmann ist kein politischer Tänzer für die Galerie und die Medien. Aber er spricht gerne aus, was er denkt, auch wenn das seinen Preis hat. So gehört er zu jenen, die Russland die Kernschuld am Konflikt in der Ukraine gegeben haben. Gleichzeitig kämpft er seit Beginn für eine politische Lösung - und galt auch in Moskau als wichtiger Gesprächspartner. Nun scheint ihm erwiesen, dass Moskau, als Reaktion auf westliche Sanktionen, eine Liste unwillkommener Personen angelegt hat, auf der sich auch sein Name findet. Klare Botschaft auf dem Einreiseverbot: Sie dürfen russischen Boden bis 2019 nicht mehr betreten.

Wellmann wird es verkraften. Lobpreisungen ist er ohnehin nicht gewohnt. In der Unionsfraktion gehört er nicht zu denen, die vieles abnicken, um Karriere zu machen. Eher rutscht ihm ein Wort raus, das andere zurückhalten würden. Manchmal mit überraschenden Folgen. Als er im August 2014 plötzlich davon sprach, man müsse den Kurden im Kampf gegen die IS-Terroristen auch Waffen liefern, erntete er einen Tag lang Kopfschütteln. Danach wurde es beschlossen.

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