Kaiane Lopez:Miss World als Bürgermeisterin von Gibraltar

Kaiane Lopez

Seit letzter Woche Bürgermeisterin von Gibraltar: Kaiane Lopez.

(Foto: Government of Gibraltar)

London und Madrid streiten um den Status von Gibraltar. Nun ist die Miss World 2009 neue Bürgermeisterin des Affenfelsens - und die Wogen glätten sich.

Von Thomas Urban

In London haben ein paar ergraute Lords bereits mit der Marine gedroht. Man könne ja kurzerhand ein paar Kriegsschiffe in Richtung Gibraltar schicken, falls Spanien tatsächlich versuchen sollte, sich die Halbinsel im Zuge des Brexit zurückzuholen.

Die verbalen Scharmützel um Gibraltar sorgten zuletzt für allerlei Irritationen zwischen London und Madrid, nun aber steht seit ein paar Tagen eine schöne und charmante Frau in der ersten Linie - und schon glätten sich die Wogen.

Kein Platz für politische Attacken

Die frühere "Miss World" Kaiane Lopez wurde zur Bürgermeisterin von Gibraltar ernannt, mit 30 Jahren ist sie die jüngste in diesem Amt und erst die dritte Frau, seitdem der umstrittene Affenfelsen vor drei Jahrhunderten unter britische Herrschaft kam. Der Gibraltar Chronicle verkündete stolz: "Wir haben nun die schönste Bürgermeisterin der Welt!" Seither ist es etwas ruhiger geworden in der Debatte um Kriegsschiffe und Brexit.

Kaiane Aldorino, wie sie damals noch hieß, wurde im Dezember 2009 zur Schönsten der Schönen gekürt: Im südafrikanischen Johannesburg gewann sie überraschend das Finale im Wettbewerb um "Miss World".

Als sie danach in ihre Heimat zurückkehrte, waren fast alle 32 000 Einwohner von Gibraltar auf den Beinen, um die Siegerin bei ihrer Fahrt im schwarzen Jaguar-Cabriolet durch die engen Straßen am Fuß des Felsens zu umjubeln. Sie fuhr im selben Wagen, in dem Prinz Charles und seine Frau Diana 1981 bei ihrer Hochzeitsreise durch die damalige Kronkolonie kutschiert worden waren.

Die Schönheitskönigin heiratete wenig später und trägt seitdem den urspanischen Familiennamen Lopez. Sie und auch ihr Mann sind Llanitos, so heißen die aus andalusischen Familien stammenden Gibraltarer, die meist drei Sprachen beherrschen: Neben Englisch und Spanisch sprechen sie einen mit englischen Brocken vermischten andalusischen Dialekt. Zum Verdruss der Spanier wollen auch die Llanitos britische Staatsbürger bleiben, beim Referendum von 2002 hatten 99 Prozent der Einwohner es abgelehnt, Spanien an der Verwaltung Gibraltars zu beteiligen.

Hinter der neuen Bürgermeisterin kann vorerst auch der prominenteste Llanito, Chefminister Fabian Picardo, in Deckung gehen, der zu den Lieblingsfeinden der spanischen Zeitungskommentatoren und Karikaturisten zählt. Vorerst gibt es keinen Platz mehr für rüde politische Attacken. Auch die Herren aus Madrid werden sich kaum dazu versteigen, zumal die neue Bürgermeisterin bei jeder Gelegenheit ihren Stolz darüber bekundet, dass die spanische Kultur auch ein Teil von ihr sei.

Doch eine ernsthafte politische Konkurrentin für den Chefminister, der nicht auf den Mund gefallen ist, wird sie nicht werden. Kaiane Lopez bekleidet lediglich ein Ehrenamt, sie darf repräsentieren, aber keine Entscheidungen fällen. Ihr selbst bereitet dies offenbar keine Probleme, in einem Interview sagte sie: "Ich überlasse die Politik den Politikern."

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