Profil:Jürgen Mathies

Cologne Police President Mathies presents security plans for upcoming carnival season during news conference in Cologne; 160207_ch_1

Jürgen Mathies: Neuer Polizeipräsident von Köln mit großer Ortskenntnis.

(Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)

Neuer Polizeipräsident in Köln mit großer Ortskenntnis und Einsatzerfahrung.

Von Kristiana Ludwig

In seiner ersten Botschaft an die Bevölkerung, eine Woche vor Rosenmontag, klingt Jürgen Mathies weniger wie ein Polizist als wie ein Präsident. Weltoffenheit und Toleranz, sagt er, dafür stehe die Stadt Köln. Er wolle das friedliche Karnevalstreiben und die gelebte Tradition schützen. Diese Töne braucht die Stadt.

Seit dem 20. Januar ist Mathies Polizeipräsident in Köln, einer der bestbezahltesten Polizeibeamten in Nordrhein-Westfalen. Er soll nun die Behörde führen, die in der Silvesternacht massive Übergriffe nicht verhindern konnte. Sein Vorgänger, Wolfgang Albers, musste deshalb und wegen seiner missratenen Kommunikation in der Krise gehen. Mathies musste Vertrauen wieder herstellen und nebenbei ein außergewöhnliches Sicherheitskonzept für den Straßenkarneval entwickeln. Großlage, also. Dafür ist er Experte.

Mathies, Jahrgang 1960, entwickelte vor zehn Jahren das Sicherheitskonzept für die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. Er war es, der die Vorbereitungsgruppe der Polizei leitete, er ersann Pläne für Zaunanlagen und Glaskontrollen. Mathies ließ etwa 100 Menschen präventiv festnehmen und veranlasste etwa 8500 sogenannte Gefährderansprachen, bei denen die Polizei potenzielle Unruhestifter persönlich vorwarnt. 2010 reiste er dann nach Südafrika, um dort die Sicherheitsbehörden bei der WM-Vorbereitung zu unterstützen. Und auch 2014 schickte er, mittlerweile als Leiter des Landesamts für Polizeiliche Dienste in Duisburg, seine Beamten nach Brasilien. Nun folgt Köln.

Als Erstes bekam die Stadt bereits für Weiberfastnacht einen zentralen Koordinierungsstab verordnet. Polizei, Karnevals-Verbände und Verkehrsbetriebe beobachten dort gemeinsam den Einsatz am und zum Wohle des Jecken, um kurzfristig Verstärkung holen zu können. Beim Rosenmontagszug werden doppelt so viele Beamte wie in den Vorjahren auf der Straße sein. Wie zu WM-Zeiten verhängte Mathies eine Urlaubssperre für alle Polizisten, und er wandte sich per Rundschreiben an die Belegschaft: "Wir müssen zukünftig noch konsequenter handeln", schrieb er. Konsequenz, heißt es aus der Polizeigewerkschaft, das kommt gut an.

Der neue Chef mit der leisen Stimme gilt als beliebt in der Kölner Polizei. Mathies hat den Ruf von einem, der sich für die Basis interessiert, der die Einsätze kennt und selbst nach dem Rechten sieht. Er sei ein kluger Kopf, der seinen Leuten zuhört, nachdenkt, und nach Lösungen sucht, heißt es. Vor allem sei er keiner, der aus der Verwaltung kommt und bloß den Schreibtisch und das Parteibuch kennt: Mathies war zwischen 1980 und 1992 selbst Polizist in Köln.

Wenn der Karnevalszug durch die Stadt gerollt ist, wird sich Krisenpräsident Jürgen Mathies allerdings um die unzähligen Überstunden kümmern müssen, die seine Mitarbeiter seit Silvester angehäuft haben. Seine nächste Herausforderung, sie heißt Alltag.

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