Profil:Josep Lluis Trapero, Ruhepol der Terrorjagd von Barcelona

Profil: Als ein Journalist auf Katalanisch fragte und Trapero auf Katalanisch antwortete, verließen einige Spanisch sprechende Kollegen unter Protest den Raum. Trapero reagierte mit einem entspannten Kauderwelsch aus Spanisch und Katalanisch.

Als ein Journalist auf Katalanisch fragte und Trapero auf Katalanisch antwortete, verließen einige Spanisch sprechende Kollegen unter Protest den Raum. Trapero reagierte mit einem entspannten Kauderwelsch aus Spanisch und Katalanisch.

(Foto: AFP)

Der Chef der katalanischen Polizei wird in Spanien wegen seiner besonnenen Art als Held gefeiert. Auf Twitter sorgt auch sein spanisch-katalanisches Kauderwelsch für Begeisterung.

Von Sebastian Schoepp

Zu jeder Geschichte von Schurken gehören als Gegenstück die Helden, die sich ihnen entgegenstellen. Spaniens Held ist in diesen Tagen Josep Lluis Trapero, Chef der katalanischen Polizeitruppe Mossos d'Esquadra, die in drei Tagen zehn Terroristen festnahm oder tötete, die in Barcelona und Cambrils 15 Menschen ermordet hatten. Trapero war in diesen hektischen Tagen das ruhige Gesicht der Fahndung, seine überlegte, nie voreilige Art bei Pressekonferenzen hat nicht nur sein persönliches Renommee, sondern auch das der Einsatzkräfte ins schier Unermessliche gesteigert.

Die Mossos d'Esquadra, denen Trapero im Rang eines Majors vorsteht, sind eine Regionalpolizei. Ihr Name klingt für heutige Ohren etwas drollig, übersetzt lautet er "Die jungen Burschen von der Truppe". Sie wurden 1719 gegründet und sind Europas älteste Polizeieinheit. Ihre Existenz ist ein Zugeständnis an die katalanische Autonomie. Sie handelten bei der Terroristenjagd extrem selbstbewusst und effizient, auf die Hilfe der Kollegen von der Guardia Civil in Madrid verzichtete Trapero. Wie effizient, das erfuhren vier Terroristen am eigenen Leibe, die in Cambrils mit Messern und Äxten aus ihrem Wagen stiegen. Sie wurden von einer einzigen Einsatzkraft erschossen, einigen Medienberichten zufolge war es eine Beamtin. Die Identität wird konsequent geschützt, so will es Trapero.

Trapero wird als hart, konsequent und arbeitsam beschrieben

Der 51-Jährige stammt aus dem Barceloner Vorort Santa Coloma de Gramenet und ist Sohn eines Taxifahrers. Angeblich soll er erste polizeiliche Fähigkeiten als Junge unter Beweis gestellt haben, als Nachbarn ihn abstellten, eine frisch bemalte Wand zu bewachen. Eigentlich aber wollte er Biologe werden. Er wird als hart, konsequent und arbeitsam beschrieben, ausgestattet mit Intuition. Doch dieser Mosso besitzt anscheinend eine poetische Seite, er spielt Gitarre und singt Songs von Joan Manuel Serrat. Das einzig Unkatalanische an ihm: Er mag keinen Fußball.

Trapero hat einen Lehrauftrag für Verbrechensbekämpfung an zwei Barceloner Universitäten. Politisch hat er sich nie positioniert. Das hindert Separatisten nicht daran, ihn zu instrumentalisieren. Habe seine Truppe nicht unter Beweis gestellt, dass Katalonien das Zeug zur Eigenstaatlichkeit hat? Einen Anlass lieferte Trapero selbst bei einer Pressekonferenz, als ein Journalist auf Katalanisch fragte und Trapero auf Katalanisch antwortete. Das bewog spanisch sprechende Kollegen, unter Protest den Raum zu verlassen, was Trapero mit dem für Barcelona typischen Sprech-Mischmasch beantwortete: "Bueno pues, molt bé, pues adiós" - "gut also, sehr gut, Wiedersehen dann". Der erste und letzte Satzteil sind Spanisch, der mittlere ist Katalanisch.

Dieser Satz wurde trending topic bei Twitter, er steht schon auf T-Shirts und Tassen mit Traperos Konterfei. Dabei geht es weniger um Separatismus. Eher soll Trapero und seinen Mossos Respekt gezollt werden, weil sie das ganze Land vom Albtraum dieser frei herumlaufenden Terroristen erlöst haben.

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