Profil:John F. Kelly

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US-Heimatschutzminister, von Albträumen über Flugzeug-Attentate geplagt.

Von Stefan Kornelius

Fragt man John F. Kelly, wie er denn zu seinem neuen Job gekommen sei, sagt er: "Ich weiß es auch nicht." Irgendwann rief ein gewisser Donald Trump an, den Kelly noch nicht persönlich kannte, weil er bislang nicht zur Liga der Mächtigen gehörte, die mit ihrem eigenen Flugzeug durch die Gegend fliegen und in Golfklubs leben. Er hatte gerade die Beine auf dem Schemel, schaute College-Football, und dann fuhr er mit dem Auto zum Vorstellungsgespräch. Wenig später war er Heimatschutzminister. Seine Frau ließ ihn ziehen - nichts ist schlimmer als ein pensionierter Berufssoldat, der zu Hause herumsitzt.

Kelly, 67, war Soldat mit allen Fasern seines Lebens: Marineinfanterist seit 1970, Ausbilder, Kommandeur, Liaison-Offizier, Kriegsteilnehmer im Irak. Das Leid des Krieges verbindet er mit persönlichem Schmerz. Zwei seiner drei Kinder wurden ebenfalls Offiziere, ein Sohn starb mit 29 Jahren in Afghanistan.

Als Vier-Sterne-General war Kelly zuständig für das Southern Command in Florida, das die Luft- und Seewege südlich der USA überwacht, von wo das Land mit Drogen überschwemmt wird. Die Südgrenze der USA ist auch die Lieblingsgrenze des Präsidenten, vielleicht fiel seine Wahl deshalb auf Kelly. Damit ist aber nicht gesagt, dass der neue Heimatschutzminister die Meinung seines Präsidenten teilt. Von einer Mauer zu Mexiko hält Kelly nichts. Er singt lieber das Loblied auf die Zusammenarbeit mit den mexikanischen Behörden. Er bemängelt auch, dass die USA niemals ein umfassendes Drogen-Reduzierungsprogramm verfolgt hätten.

Kelly spricht auffallend wenig von "Bekämpfung", er bezeichnet sich selbst als "soften Typen", der lieber die Geldströme der Dealer unterbrechen oder den Konsum per Prävention eindämmen würde. Die Registrierung von Bürgern anhand religiöser oder ethnischer Merkmale lehnt er ab, Massendatenspeicherung ebenso. Kelly ist der Typ Ermittler der alten Schule - er will Problemstaaten aufhelfen, Sicherheit vor Ort verbessern. Außerdem kennt er das kriminelle Milieu und die Fantasien der Weltverbrecher - ein Kim Jong-un etwa würde niemals seine Atombombe per Rakete schicken, sondern in ein Schiff laden und einen amerikanischen Hafen ansteuern. Gehört übrigens auch zu Kellys Zuständigkeit.

Kein anderes Problem raubt ihm momentan mehr Schlaf als die Luftsicherheit. Kelly ist die treibende Kraft hinter dem US-Vorstoß, Laptops in der Kabine zu verbieten. Die Erkenntnisse der Dienste: Im Wettlauf zwischen Bedrohung und Abwehr haben die Sprengstoffbastler des IS alle Detektoren überlistet. Die Zahl vereitelter Terroranschläge auf Flugzeuge ist hoch und wird vom Ministerium nicht kommentiert. Klar ist: Die Sprengung eines Flugzeuges erzielt noch immer die höchste Wirkung auf der Terrorskala. Gibt es einen Schutz davor? Das will Kelly nun mit den Europäern besprechen. Er weiß es wohl selbst nicht. Aber "Schutz" steht in seinem Ministertitel.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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