Profil:John Boyega

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John Boyega war erst "Star Wars"-Darsteller und ist inzwischen jüngstes Mitglied der Oscar-Academy.

(Foto: Valerie Macon/AFP)

"Star Wars"-Darsteller und jüngstes Mitglied der Oscar-Academy.

Von David Steinitz

Diese Woche bekam der britische Schauspieler John Boyega Post von der amerikanischen Filmakademie, die jedes Jahr den wichtigsten Filmpreis der Welt vergibt: die Oscars. Boyega wurde die begehrte Mitgliedschaft in der altehrwürdigen Institution angeboten - und das, obwohl er quasi erst vor einem knappen Jahr auf dem Schirm der internationalen Filmindustrie aufgetaucht ist.

Seine Rolle als abtrünniger Sturmtruppler im letzten Film der "Star Wars"-Reihe, "Das Erwachen der Macht", katapultierte ihn umgehend in den Superstar-Status. 450 000 Dollar plus Umsatzbeteiligung bekam er angeblich für seine erste große Hollywoodrolle, was für die amerikanische Filmindustrie ein eher läppisches Salär ist. Gewinnbringender ist eher das Prestige, an der "Star Wars"-Saga mitgewirkt zu haben, denn Boyegas künftige Honorare dürften durch diesen Eintrag im Lebenslauf ein Vielfaches betragen.

Dass der gebürtige Londoner jetzt so rasch in die Oscar-Academy aufgenommen wurde - ein Prozedere, auf das andere Stars und Filmemacher oft lange warten müssen - liegt aber nicht nur an seinem "Star Wars"-Ruhm. Denn Boyega ist quasi das Mustermitglied, nach dem die Academy geradezu händeringend suchte: Er ist jung, und er ist schwarz.

Vor der letzten Oscar-Verleihung im Februar hatte es unter dem Hashtag #oscarssowhite zum wiederholten Mal eine heftige Diskussion darüber gegeben, dass schwarze Filmemacher bei der Preisvergabe vernachlässigt würden. Nicht zuletzt weil laut Branchenblättern wie Variety etwa 90 Prozent der Academy-Mitglieder weiß und alt seien. Nun sah man sich also zum Handeln gezwungen, weshalb in dieser Woche neben Boyega noch 682 andere Vertreter der Filmbranche Post bekamen. Die Academy nimmt 2016 so viele neue Mitglieder auf wie nie zuvor. Diesmal wurden besonders viele schwarze Filmschaffende, aber auch viele Frauen angefragt - zum Beispiel die britische Schauspielerin Emma Watson oder die deutsche Regisseurin Maren Ade, die gerade für ihre Komödie "Toni Erdmann" in Cannes gefeiert wurde.

John Boyega ist mit seinen 24 Jahren das derzeit jüngste Mitglied der gesamten Academy (das älteste ist 91). Eine schnelle Karriere also für den Sohn nigerianischer Immigranten, der im Londoner Stadtteil Peckham aufwuchs. Schon als Kind marschierte er nach Schulschluss fast täglich schnurstracks in die Theatergruppe, um das Spielen zu lernen. Seit 2011 arbeitete er sich über kleinere TV-Auftritte ins Kino vor. Ende des Jahres wird er an der Seite von Tom Hanks und Emma Watson in der Verfilmung des Bestsellers "Der Circle" zu sehen sein, und die Dreharbeiten zur "Star Wars"-Fortsetzung laufen bereits.

Einziger Wermutstropfen seines neuen Jobs als Oscar-Juror: Trotz der Aufnahme der vielen neuen Mitglieder steigt die Quote der schwarzen Filmemacher in der gesamten Academy lediglich von acht auf elf Prozent.

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