Profil:Jake Gyllenhaal

Profil: Charakterdarsteller, der seinen Körper auf das Niveau eines Profiboxers trainiert hat: Jake Gyllenhaal.

Charakterdarsteller, der seinen Körper auf das Niveau eines Profiboxers trainiert hat: Jake Gyllenhaal.

(Foto: Kevin Winter/AFP)

Der Charakterdarsteller hat seinen Körper wie ein Profiboxer trainiert.

Von David Pfeifer

Einen Boxer darzustellen gehört zum Hochamt der Schauspielkunst. Gelegentlich wird die Schinderei, die dafür nötig ist, sogar mit einem Oscar belohnt. Robert De Niro gewann einen für "Wie ein wilder Stier", Hilary Swank für "Million Dollar Baby". Nun spielt Jake Gyllenhaal in dem Film "Southpaw" den Mittelgewichts-Champ Billy Hope. Der Name ist natürlich Programm.

Gyllenhaal, 34 Jahre alt, hat sich für die Darstellung der üblichen vermarktbaren Selbstquälerei unterworfen. Angeblich absolvierte er das Standard-Training, nachdem sich echte Weltmeister von Manny Pacquiao bis Wladimir Klitschko schinden. Elf Trainingseinheiten auf sechs Tage verteilt, nur einen Tag frei. Vor dem Training laufen, zwei Mal die Woche wenigstens zehn Kilometer. Echtes Sparring, dazu viel Eiweiß und proteinreiche Kost, wenig Kohlehydrate.

Auch wenn Gyllenhaal im Film wenig beim Boxen zu sehen ist, so dient das harte Training doch dazu, einem Method-Acting-Gläubigen wie ihm die Welt zu eröffnen, in der er sich später vor der Kamera wie selbstverständlich bewegen soll. Die kleinen Bewegungsunterschiede, die anzeigen, ob ein Anfänger Muskelkater hat, oder ein Profi überanstrengt ist, hat Gyllenhaal nun also perfekt drauf. Auf den Plakaten, die überall für den Film werben, sieht man ihn mit einem Waschbrettbauch, bei dem der geschulte Beobachter vermutet, er habe es fast schon übertrieben oder einfach nur zu wenig gegessen und trotzdem trainiert, um seine Gewichtsklasse zu halten. "Abkochen" nennt man das im Fachjargon. Sobald die Sehnen zum Vorschein treten, fehlt eigentlich die Substanz.

Gyllenhaal ist auch an drehfreien Tagen ein recht sportlicher Typ, unter dessen weitem T-Shirt man erkennen kann, dass da jemand morgens vor einem langen Interviewtag noch ein paar Hanteln stemmt. Im Gespräch antwortet er ruhig und konzentriert und muss sogar glaubhaft trocken schlucken, als er auf seine Schauspielkollegin Jill Clayburgh angesprochen wird, die kurz nach gemeinsamen Dreharbeiten starb. "Ich wollte die Stimmung nicht drücken", entschuldigt sich Gyllenhaal, blinzelt mit seinen sehr großen, sanften Augen und wartet auf die nächste Frage.

Notgedrungen erklärt er zum hundertsten Mal, wie sein Nachname ausgesprochen wird - fast wie man ihn schreibt: Gillenhaal (nicht "Dschüllenhal"). Diese Sanftheit brachte Gyllenhaal, dessen Schwester Maggie auch eine Ausnahmeschauspielerin ist, die Rolle des Sonderlings "Donnie Darko" ein. Der Mystery-Thriller von 2001 wurde zum Teenie-Kultfilm. Sein bislang größter Erfolg war die Darstellung eines schwulen Cowboys in "Brokeback Mountain", für die er, wie sein Filmpartner und Freund Heath Ledger, für den Oscar nominiert war.

Gyllenhaal ist Patenonkel der Tochter von Ledger und der Schauspielerin Michelle Williams. Was der Tod Ledgers bedeutet, der 2008 an einem Medikamenten- und Drogencocktail starb, auch darüber grübelt Gyllenhaal. "Ich habe Menschen erlebt, die offensichtlich zu früh gestorben sind. Also beobachte ich das Leben und denke, ohne morbid zu sein: Du hast keine Ahnung, wann es vorbei ist. Also mach' was draus."

Diese Art von Nachdenklichkeit kann ein Problem werden, wenn man als Schauspieler mehr möchte, als in anspruchsvollen Filmen tiefe Emotionen zu zeigen. Gyllenhaal arbeitet seit Längerem gegen sein sanftes Image. Für die Videospiel-Verfilmung "Prince of Persia" trainierte er sich bereits Blockbuster-taugliche Muskeln an. Der Film floppte. Er bewarb sich als "Spiderman", "Superman" und "Batman", jedes Mal wurde ihm die Rolle weggeschnappt. "Batman" spielte schließlich Christian Bale. Auch einer dieser Method-Acting-Wahnsinnigen, 2011 erhielt Bale einen Oscar, für seine Nebenrolle in "The Fighter". Er spielte darin einen ehemaligen Boxer.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: