Profil:Heinz Müller

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Heinz Müller: Kompromissloser Torwart, der beim Arbeitsgericht Mainz siegt.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ausgemusterter Torwart, der nun den Fußballmanagern Angst macht.

Von Benedikt Warmbrunn

Heinz Müller, der Torwart mit dem Allerweltsnamen, hatte nie eine Allerweltskarriere. In Deutschland, dem Land der Torhüter, wurde er lange verkannt. Also wechselte er ins Ausland. Und wurde dort ein Held. In England riefen die Zuschauer begeistert seinen Namen. In Norwegen hielt er einmal einen Elfmeter mit verbundenen Augen, zumindest in einem Werbefilm. Außerdem hatte Müller lange Haare; in der glatten Welt des modernen Fußballs reicht das, um als Exot aufzufallen. Nun, da seine Karriere eigentlich schon als beendet galt, könnte dieser unangepasste Torwart das Vertragswesen im Millionengeschäft Profifußball revolutionieren.

Müller hatte vor dem Arbeitsgericht in Mainz dagegen geklagt, dass sein Vertrag beim FSV Mainz 05, für den er von 2009 bis 2014 gespielt hatte, befristet war. Eigentlich kein ungewöhnliches Angestelltenverhältnis, alle Profifußballer unterschreiben Verträge mit einer Laufzeit von einem Jahr bis zu üblicherweise höchstens deren fünf. Nachdem der von Müller im Sommer ausgelaufen war, klagte er jedoch auf "Feststellung des Fortbestandes als unbefristetes Arbeitsverhältnis". Und bekam nun recht.

Die Manager in der Fußballbranche sind ziemlich aufgeregt; sollte das Urteil bestätigt werden, befürchten sie ähnliche Konsequenzen wie nach dem sogenannten Bosman-Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 1995, das Ablösesummen für vertragslose Spieler verboten hatte. Geklagt hatte der Belgier Jean-Marc Bosman, eine Randfigur des Millionenbetriebs. Sein Name wurde dennoch zum Markenzeichen für die Rechte der Spieler. So wie dies nun Heinz Müller gelingen könnte. Dem Mann, der lange übergangen wurde.

Müller, Jahrgang 1978, aufgewachsen in Frankfurt, wurde einst in der Branche abgelehnt, weil er zu kompromisslos war, nicht nur sich selbst gegenüber. Vielen war das zu brachial. In Bielefeld sagte sein Trainer Benno Möhlmann einmal: "Der rennt alles um, was nicht schnell genug wegkommt." Nachdem Müller sich selbst beim damaligen Zweitligisten Regensburg nicht durchsetzen konnte, wagte er 2004 in Norwegen einen Neuanfang. Sein aggressiver Spielstil wurde Kult, nach drei Jahren wechselte er zum FC Barnsley in die zweite englische Liga. Spät, im Alter von 31 Jahren, kam Müller doch noch in die Bundesliga, wo er in Mainz noch später Bundesliga-Stammtorwart wurde, zumindest vorübergehend. Seine langen Haare, seine breite Brust, seine Reaktionsschnelligkeit auf der Linie: Müller fiel auf einmal auf.

In der vergangenen Saison wurde er nach einer Hüftverletzung von dem 15 Jahre jüngeren Loris Karius verdrängt, sein auslaufender Vertrag nicht verlängert. Ein kühler, aber kein ungewöhnlicher Entschluss im Profifußball. Einen neuen Verein fand Müller nicht. Stattdessen trainierte er im Herbst zwei Monate lang beim FC Bayern mit Nationaltorhüter Manuel Neuer, einen Vertrag unterschrieb er auch dort nie. Geführt wurde er damals als Praktikant.

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