Profil:Harald Krüger

Grundsteinlegung bei BMW in München, 2017
(Foto: Catherina Hess)

Der BMW-Chef steckt im Kartellverfahren in einer besonders undankbaren Rolle.

Von Thomas Fromm

Wie es in Harald Krüger in diesen Wochen wirklich aussieht, kann man nur ahnen. Was soll ein Manager auch sagen, der das Gefühl haben muss, von Branchen-Kollegen vorgeführt worden zu sein?

Der 52-jährige BMW-Chef ist einer, der sich nur ungern etwas anmerken lässt und sich lieber betont unbeeindruckt gibt. Auch jetzt, wo es um den Verdacht eines Kartells von VW, BMW und Daimler geht und um verloren gegangenes Vertrauen in einer Branche, in der man sich ohnehin nichts schenkt. Auch wenn man ständig gemeinsam vor Kameras steht und lächelt. Selbst für die nicht sehr zarte Autobranche ist dies eine ungewöhnlich knallharte Geschichte: Am Freitag wurde bekannt, dass Mitarbeiter der EU-Kommission wegen möglicher Kartellmachenschaften BMW-Büros in München besucht haben. Am gleichen Tag gab Daimler erstmals zu, einen Antrag auf Kronzeugenschaft gestellt zu haben. Die Schwaben waren damit schneller bei der Sache als die Kollegen von VW, die sich bisher noch nicht zu ihrer Selbstanzeige geäußert haben.

Daimler-Chef Dieter Zetsche hat es also getan, und auch VW-Boss Matthias Müller. Nur eben Krüger nicht. Damit könnte ausgerechnet der jüngste der drei Vorstandsvorsitzenden derjenige sein, der im Falle eines milliardenschweren Kartellverfahrens - je nach Ausgang - die größte Strafe bekommt. Der Dritte wäre in diesem Fall: der Dumme.

Was die Sache besonders pikant macht: Noch während die drei Konzerne über ihre Zusammenarbeit bei Dingen wie Einkauf oder Technologie sprachen, informierten die Hausjuristen der Konzerne offenbar schon diskret die Wettbewerbsbehörden. "Im Rückblick ist es ein komisches Gefühl", sagt BMW-Einkaufsvorstand Markus Duesmann. Komisch auch, weil längst nicht ausgemacht ist, dass es hier wirklich um ein Auto-Kartell ging.

Was macht Krüger nun mit diesem komischen Gefühl? "Business as usual", heißt es aus BMW-Kreisen. An diesem Dienstag zum Beispiel wird der BMW-Chef zu einer großen Autokonferenz fahren. Ausgerechet bei einem Kaminabend im Mercedes-Museum in Stuttgart wird er auf Daimler-Chef Zetsche treffen, das wäre dann der große Moment für einen Small-Talk über die wirtschaftlichen Vorteile von Kronzeugenanträgen. Oder über Kooperationen in der Grauzone - oder auch für einen Eklat auf offener Bühne.

Aber Krüger wird die Contenance bewahren. Er ist auf die vielen Kooperationen mit den anderen angewiesen - die wiederum wissen, dass keiner von den großen Drei ganz alleine leben kann. So plant man für die nächsten Jahre sogar ein gemeinsames Ladesäulennetz für Elektroautos. Auf neue Kooperationen dürfte Krüger aber erst mal verzichten, denn es ist etwas kaputt gegangen im Verhältnis zwischen den drei großen deutschen Premiumherstellern. Krüger wird weiter lächeln, aber sein Verhältnis zu den anderen wird nie wieder so sein wie vorher.

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