Profil:Hans-Ulrich Rülke

Hans-Ulrich Rülke; 160106_ch_2

Hans-Ulrich Rülke: Liberaler im Kampf gegen Darth Vader und Grün-Rot.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)

Liberaler Spitzenkandidat im Kampf gegen Darth Vader und Grün-Rot.

Von Josef Kelnberger

Es gibt derzeit viele merkwürdige Bilder von Hans-Ulrich Rülke. Auf einem Wahlkampfplakat ist der Spitzenkandidat der baden-württembergischen FDP vierköpfig zu sehen, zugekleistert mit allen Farben des politischen Spektrums, dazu der Spruch: "Du kannst Rülke nicht ändern. Aber Rülke etwas im Land." Vergangene Woche postete er ein Jugendfoto von sich im Internet, Rülke am Strand, bekleidet mit einem magentafarbenen Hauch von Badehose. Es ist sein Versuch, das Sex-Appeal der FDP-Spitzenkandidatinnen Suding (Hamburg) und Steiner (Bremen) zu kopieren. Beim Landesparteitag posierte er am Dienstag im Kampf gegen einen Darth-Vader-Darsteller; Rülke trug dabei ein grün leuchtendes Laserschwert.

Als Charakterkopf, nach allen Seiten hin offen, soll Rülke bei der Landtagswahl am 13. März Stimmen sammeln. Aber ist es wirklich eine gute Idee, diesen Mann als Posterboy der neuen Freien Demokraten zu verkaufen? Die FDP darbt in ihrem Stammland am Existenzminimum, und die Umfragen sind derzeit eindeutig: Nur wenige im Land kennen Rülke. Die ihn kennen, mögen ihn nicht. Und die von ihm ganz offensichtlich bevorzugte schwarz-gelbe Koalition mögen sie erst recht nicht.

Hans-Ulrich Rülke, 54, Lehrer aus Pforzheim, Vater dreier Kinder, passionierter Tennisspieler, Landtagsabgeordneter seit 2006, ist ein Vertreter der alten FDP. Aus seiner Freundschaft zum abgewählten CDU-Ministerpräsidenten Stefan Mappus macht er kein Hehl, durchaus ein Zeichen von Geradlinigkeit. Allerdings hält Rülke als Fraktionsvorsitzender auch den brachialen Politikstil von Mappus in Ehren. Im Parlament gilt Rülke als brillanter Analytiker und Redner, doch überzieht er oft maßlos in seinem Furor. Der Machtwechsel im Jahr 2011: ein Irrtum der Geschichte. Grüne und Rote: Ideologen, die das Land mutwillig in Grund und Boden wirtschaften. Ministerpräsident Kretschmann: eine Kunstfigur. Den Kampfnamen "Brüllke" hat Rülke sich redlich verdient. Und nun soll man ihm abnehmen, dass er eine Koalition mit Grün-Rot ernsthaft erwägt.

Als Vertreter eines empathischen Liberalismus wäre der Landesvorsitzende Michael Theurer geeigneter, doch der sieht seinen Platz im Europaparlament. Rülke hat nun die Frage zu moderieren: Soll die FDP, falls es weder für Schwarz-Gelb noch Grün-Rot reicht, dem populären Ministerpräsidenten Kretschmann in einer Ampelkoalition zur Wiederwahl verhelfen? Rülke will das von ganzem Herzen nicht, eigentlich. Aber eigentlich will er auch Wirtschaftsminister werden. Zuletzt zeigte er sich jedenfalls von seiner sanften Seite. Er habe niemals die Grenze zur persönlichen Beleidigung überschritten, behauptet er.

Den Ministerpräsidenten hat Rülke mal "Winfriedos Kretschmannakis" getauft, weil er Baden-Württemberg in griechische Abgründe führe. Rülke auf der Regierungsbank an der Seite von Kretschmannakis: Das wäre nun wirklich ein sehr merkwürdiges Bild.

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