Profil:Hans Schaidinger

Fortsetzung BayernLB-Prozess

Hans Schaidinger, lange Jahre OB in Regensburg, nun auch der Bestechlichkeit verdächtig.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Lange Jahre OB in Regensburg, nun auch der Bestechlichkeit verdächtig.

Von Andreas Glas

Am Ende seiner Amtszeit hat Hans Schaidinger etwas gesagt, das damals keine große Beachtung fand. Wie gern er doch Oberbürgermeister in Regensburg gewesen sei und dass er "auch Geld dafür bezahlt" hätte, das Amt ausüben zu dürfen. Nun, fast drei Jahre später, bekommt dieser Satz eine neue Wendung. Nach allem, was man weiß, dürfte Schaidinger sein OB-Gehalt sowie später seine ordentliche Pension sogar noch zu wenig gewesen sein. Kurz nach Ende seiner Amtszeit nahm der CSU-Politiker einen Beraterjob bei einem Baulöwen an, den er noch während seiner Zeit als OB bei einem Grundstücksgeschäft begünstigt haben soll. Pro Monat bekam er 20 000 Euro Beraterhonorar und durfte kostenlos die Yacht seines Gönners nutzen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Schaidinger. Der Vorwurf: Bestechlichkeit.

Wegen Bestechlichkeit sitzt auch der noch amtierende Regensburger OB Joachim Wolbergs (SPD) seit der vergangenen Woche in Untersuchungshaft. Doch während das Entsetzen der Regensburger über den Fall Wolbergs groß ist, scheint kaum jemand überrascht zu sein, dass auch Hans Schaidinger in schmutzige Geschäfte verwickelt sein könnte. Der 67-Jährige mit dem markanten Schnauzer steht schon lange im Ruf, mit allen Wassern gewaschen zu sein. Schaidinger gehörte etwa zu jenen Verwaltungsräten, die dem folgenschweren Kauf der Pleitebank Hypo Alpe Adria zustimmten - und trotzdem überstand er den Skandal relativ schadlos.

Wer in Regensburg in den Neunzigerjahren geboren wurde, dem ging es mit Schaidinger wie es den Kindern der Achtziger mit Helmut Kohl ging: Sie konnten sich kaum erinnern, dass jemals ein anderer regiert hat. Arrogant, besserwisserisch, eitel - das sagen Freunde wie Feinde über Schaidinger. Und trotzdem war er 18 Jahre lang Oberbürgermeister, von 1996 bis 2014, die Regensburger wählten ihn immer wieder, er war mehrere Jahre Präsident des Bayerischen Städtetages. Eine Ära war das, und wenn man heute noch etwas von der Ära Schaidinger spüren will, braucht man sich nur umzuschauen in Regensburg, der viertgrößten Stadt in Bayern.

In Wirtschafts- und Wohlfühl-Rankings liegt die 160 000-Einwohner-Stadt immer vorne, die Oberpfälzer Bezirkshauptstadt bewahrt Geschichte, ist anerkannter Wissenschaftsstandort, fördert moderne Technologien und ist Standort namhafter Firmen. Unter Schaidinger avancierte Regensburg zum Weltkulturerbe, er ließ das Stadttheater erneuern und gerade entsteht in der Altstadt das prestigeträchtige Museum der Bayerischen Geschichte. All das sei auch Schaidingers Verdienst, sagen selbst seine Kritiker, und davon gibt es jede Menge.

Als OB habe er auch Fehler gemacht, sagte Hans Schaidinger bei seiner Verabschiedung im Frühjahr 2014, nur um dann anzufügen: "Ich kann mich aber gerade an keinen erinnern". Dass er tatsächlich eine weiße Weste hat, davon muss Schaidinger nun die Justiz überzeugen.

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