Profil:Hans Rudolf Wöhrl

Unternehmer mit Flugerfahrung, der gerne Air Berlin kaufen würde.

Von Uwe Ritzer

Talkshow Hart aber Fair Hans Rudolf WOEHRL Unternehmer 06 03 2017 Hans Rudolf WOEHRL Entrepr
(Foto: Rainer Unkel/imago)

Als er noch ein Kind und sein Vater schon ein erfolgreicher Nürnberger Textilhändler war, spendierte der alte Herr dem örtlichen Segelflugverein Material zum Bau einer Maschine. Zum Dank durfte der kleine Hans Rudolf mitfliegen. "Wir wurden mit einer Winde hochgezogen, und dann fliegst du über deinen Schulweg", schwärmte er Jahrzehnte später. Mit seinen Kumpels baute er sich danach Tragflächen, und dann sprangen sie in eine Sandgrube. "Wir haben uns dabei fast die Beine gebrochen."

Die Fliegerei ist also für Hans Rudolf Wöhrl mehr als nur Geschäft, auch wenn er einen Großteil seines auf mehrere Hundert Millionen Euro geschätzten Vermögens Luftfahrt-Investments verdankt. Mit 22 Jahren machte der Kaufmannssohn den Pilotenschein. Als Mittzwanziger gründete er neben seinem Hauptjob als Geschäftsführer der elterlichen Modehauskette den Nürnberger Flugdienst, der 1992 in Eurowings aufging. Kurz darauf verkaufte er seine Anteile gewinnbringend.

Noch mehr Geld verdiente Hans Rudolf Wöhrl 2006, als er die drei Jahre zuvor von British Airways für einen Euro übernommene, marode Deutsche BA runderneuert für 120 Millionen Euro an Air Berlin verkaufte. Genauso wie ein Jahr später seine Mehrheit am Ferienflieger LTU. Ausgerechnet also an jene Fluggesellschaft, die Wöhrl nun aus der Insolvenz heraus übernehmen und komplett erhalten will. Doch die Bundesregierung grätscht dazwischen. Air Berlin sei als eigenständige Fluggesellschaft gescheitert und brauche Partner.

Damit ist nicht gesagt, dass Wöhrl kampflos aufgibt. Sich mit Politikern oder mit wem auch sonst immer anzulegen, macht ihm Spaß. Wöhrl ist offen und direkt, bei Geschäften, in Interviews oder Talkshows. Der Ehemann der CSU-Politikerin Dagmar Wöhrl hat erklärtermaßen Probleme mit Autoritäten. Sein Geld verdient er außer mit der Fliegerei - aktuell gehört ihm die regionale Airline Intersky - mit Hotels, Immobilien und Mode. Als die Familie seines Bruders Gerhard die elterliche Modehauskette in die Insolvenz geritten hatte, übernahm sie im Frühjahr Hans Rudolfs Sohn Christian Greiner - mit dem Vater als Helfer im Hintergrund.

Vor fünf Jahren, Air Berlin kriselte bereits, sagte Wöhrl, die Fluglinie habe ihre Unverwechselbarkeit verloren, sich aus der Fläche zurückgezogen und sei stattdessen auf Strecken eingebogen, auf denen härtester Wettbewerb herrsche. Das seien ihre Kardinalfehler gewesen. Vermutlich würde er sie korrigieren, wenn er denn den Zuschlag bekäme. Ob es Wöhrls letztes großes Investment wäre, sei dahingestellt.

Zwar hat er Kinder und Schwiegerkinder in die Firma geholt, doch er steckt weiter voller Tatendrang. Im November wird er 70 Jahre, dazu erscheint seine Autobiografie. Das Titelbild zeigt den jungen Hans Rudolf im Cockpit, wo er nach eigenem Bekunden mit die schönsten Momente verbrachte: beim Blick auf Wolkenformationen, Bilder und Farben "beim Flug nach einem Gewitter am Abend".

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