Profil:Gareth Bale

Lesezeit: 2 min

Gareth Bale, 100 759 417 Euro teurer Fußballspieler bei Real Madrid. (Foto: Andy Rain/dpa)

100 759 417 Euro teurer britischer Fußballspieler bei Real Madrid.

Von Oliver Meiler

Gareth Bale, ein Klassefußballer aus dem kleinen Wales, hat zwei Spitznamen, die seine bisherige Karriere ganz gut zusammenfassen. "Express aus Cardiff" nannte man ihn schon früh, weil er so schnell rennen kann wie sonst kaum ein Spieler, als Linksfuß vorzugsweise über die linke Außenbahn. Seine Tempoläufe fielen auch dem reichsten Verein in diesem Sport auf, dem glamourösen Real Madrid. Das war 2013, Bale spielte für Tottenham Hotspur in London. Gerne ließ man ihn dort nicht ziehen. Doch sein Wechsel nach Madrid versprach einen Haufen Geld. Wie viel es am Ende genau war, nach hochkomplexen Verhandlungen und einer denkwürdigen Preistreiberei, blieb lange Zeit ein Rätsel.

Die spanischen Medien aber empfingen Bale in Madrid mit einem zweiten Spitznamen, der schwer auf ihm lasten sollte: "Mister 100 Millionen Euro". Man hielt Bale gemeinhin für überbezahlt.

Real dementierte diese gigantische runde Zahl damals aus Gründen, nun ja, der vereinsinternen Psychohygiene. Denn der eigentliche Superstar im Team, der Portugiese Cristiano Ronaldo, den der Verein einst für 96 Millionen Euro von Manchester United geholt hatte, hätte es kaum verwunden, vom "Express aus Cardiff" überholt zu werden. In solchen Belangen neigt Ronaldo schnell zu Traurigkeit. Bale, so hieß es offiziell, habe nur 91 Millionen Euro gekostet. Das mit den 100 Millionen aber blieb hängen und wurde nach bescheidenen Spielleistungen des Walisers stets erwähnt - hämisch, höhnisch und vermeintlich übertrieben.

Nun aber berichten spanische Zeitungen, dass Real Madrid damals für Bale tatsächlich einen Kaufvertrag über insgesamt sagenhafte 100 759 417 Euro unterschrieben habe. Nur die Kontonummern und E-Mail-Adressen auf den zum Beleg abgedruckten Dokumenten haben die Blätter eingeschwärzt. Man erfährt daher auch, dass sich die beiden Vereine im Punkt 15 ihres Vertrags ausdrücklich darauf geeinigt hatten, öffentlich eine niedrigere Summe zu nennen - 91 Millionen eben. Vielleicht war das auch steuertechnisch ein Vorteil. Doch wahrscheinlich sollte vor allem Ronaldo vor einer Trauerattacke und somit Real Madrid vor Niederlagen bewahrt werden.

100 759 417 Euro, gezahlt in vier Raten - das macht aus Bales Übersiedlung von London nach Madrid den teuersten Fußballer-Transfer aller Zeiten. Und es könnte sich sogar gelohnt haben: Gareth Bale, 26 Jahre alt, spielt neuerdings so gut, dass das chronisch nörglerische Publikum im Stadion Santiago Bernabéu zuweilen tatsächlich seinen bürgerlichen Namen skandiert, ja sogar singt. Er trifft regelmäßiger ins Tor, zuletzt auch mehrmals mit dem Kopf. Alles scheint zu passen. Die Sportzeitung Marca schreibt, man stehe kurz vor einer Vertragsverlängerung. Bale werde dann noch mehr verdienen als bisher. Wie viel genau, wird man wohl wieder nicht erfahren. Es sollte, um Himmels willen, nur nicht mehr sein als bei Ronaldo.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: