Profil:Felix Kjellberg

PewDiePie attends the European Premiere of

Internetstar, der als "PewDiePie" Millionen mit Selfie-Videos begeistert: Felix Kjellberg.

(Foto: Chris Jackson/Getty)

Internetstar, der als "PewDiePie" Millionen mit Selfie-Videos begeistert.

Von Andrian Kreye

Es gibt nur noch wenige Dinge und Personen, die so etwas wie einen Generationenkonflikt markieren. Diese Nachricht gehört dazu: Der Unterhaltungskonzern Disney finanziert dem schwedischen Youtube-Star Felix "PewDiePie" Kjellberg ein eigenes Netzwerk namens revelmode.com. Diese Neuigkeit begeistert seit dem vergangenen Donnerstag Millionen. Viele andere Millionen zucken allerdings erst einmal mit den Schultern.

Wenn sie sich aber doch die Mühe machen, stehen sie vor einem Rätsel. Denn Felix Kjellberg wurde damit berühmt, dass er sich selbst beim Computerspielen filmt und das dann im Internet auf Youtube zeigt. Inzwischen zeigt er sich auch dabei, wie er sich bizarre Sachen im Internet ansieht, seine Schoßhunde krault oder mit seiner Freundin lustige Produkte ausprobiert, wie Christbaumkugelanzüge aus Gummi.

Zehn Milliarden Mal wurden diese Videos inzwischen angesehen. Mehr als 41 Millionen Nutzer haben seinen Youtube-Kanal abonniert. Man kann versuchen, das mit pophistorischen Zahlen zu relativieren: Die Beatles haben 600 Millionen Schallplatten verkauft, wenn man annimmt, dass jede dieser Schallplatten 16-mal angehört wurde, landet man bei Kjellbergs Zahlen. Wobei die Beatles seit 1962 Schallplatten verkaufen und Kjellberg seine Videos erst seit 2010 ins Netz stellt. Man darf das jetzt nicht zu genau durchrechnen oder versuchen, die kulturhistorischen Auswirkungen des "Sgt. Pepper's"-Albums mit PewDiePies jüngstem Video zu vergleichen. Da sieht man zehn Minuten lang, wie er sein Gesicht verzieht, während er eklige Sachen isst, Bierlollis zum Beispiel, oder einen Skorpion.

Aber genau da beginnt ja der Generationenkonflikt. Popkultur hat längst aufgehört, die Welt zu verändern. Felix Kjellberg hat zwar nur die Popkultur selbst verändert, dafür ist er kurz davor, die Medienlandschaft umzustülpen.

Aufgewachsen ist der 26-jährige Schwede in Göteborg. Seine Eltern waren beide hochrangige Manager für große schwedische Firmen. Sein Studium an der Chalmers University of Technology in Göteborg bracht er ab, als seine Selfie- Videos auf Youtube begannen, Millionen zu begeistern. Die ersten Videos finanzierte er noch mit seinem Job als Hotdog-Verkäufer. Sein Name setzt sich dabei zusammen aus "Pew", dem Geräusch einer Laserpistole, dem englischen Wort für Sterben und dem Wort für Kuchen, das Kjellberg als Passwort benutzte. Zusammen klingt das dann ein bisschen wie "Cutiepie", einem amerikanischen Kosewort, was natürlich ironisch gemeint ist. Inzwischen verdient er mit Werbung und Product Placement 12 Millionen Euro im Jahr. Er lebt auch nicht mehr in Göteborg, sondern im englischen Seebad Brighton.

Die Millionen, die sich nun darüber freuen, dass PewDiePie ein eigenes Netzwerk bekommt, in dem er gemeinsam mit acht weiteren solcher Youtube-Stars vermeintliche Banalitäten ins Netz stellt, sind in der Regel dreißig Jahre alt und jünger. Die könnten den Älteren schon erklären, warum das ein grandioser Erfolg für eine Welt ist, die sie nicht verstehen. Alle jenen, für die Popkultur immer noch aus Film, Musik und allenfalls noch Fernsehen besteht, erschließt sich das nämlich nicht. Dabei funktioniert auch PewDiePie nach dem traditionellen Popstarmodell.

Sieht man sich seine Videos an, dann begreift man, dass der technische Dilettantismus die Ausstrahlung der Kunstfigur PewDiePie nur noch verstärkt. Kjellbergs Reaktionen auf Ereignisse im Computerspiel sind nämlich so übertrieben wie charmant. PewDiePie durchlebt stellvertretend für seine Millionen Fans die emotionalen Berg-und-Tal-Fahrten beim Spielen, beim Internetsurfen oder beim alltäglichen Albern. So ist er zu einer buchstäblichen Stimme seiner Generation geworden, die Ältere gar nicht verstehen sollen. Das aber ist das Grundprinzip jeder neuen Popkultur - sie ist Herrschaftswissen für die Jungen.

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