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Eike Schmidt

Deutscher Kunsthistoriker und neuer Chef der Uffizien in Florenz: Eike Schmidt.

(Foto: Dan Dennehy/AP)

Der deutsche Kunsthistoriker wird neuer Chef der Uffizien in Florenz.

Von Thomas Steinfeld

Eine "Demütigung" des italienischen Museumswesens erkannte Vittorio Sgarbi, der bekannteste und vor allem lauteste Kunsthistoriker des Landes, als am Dienstag dieser Woche die Entscheidung bekannt wurde, wer in Zukunft die Direktoren der 20 wichtigsten historischen Museen Italiens sein werden. Schon der Beschluss, die Posten überhaupt neu auszuschreiben, und zwar international, war eine Provokation gewesen. Dass nun sieben der neuen Direktoren Ausländer sein werden, verletzt darüber hinaus den Stolz Italiens, nicht nur die größten Kunstschätze der Welt zu besitzen, sondern auch deren idealer Sachwalter zu sein. Die Uffizien in Florenz, eines der berühmtesten Museen der Welt, die Heimat von Leonardo da Vinci, Michelangelo und Vasari, werden nun gar von einem Mann geleitet werden, der ein deutscher Kunsthistoriker ist, auch wenn seine Karriere - zuerst an der National Gallery in Washington und im Getty Museum in Los Angeles, dann im Auktionshaus Sotheby's in London, schließlich im Minneapolis Institute of Arts, wo er die Skulpturenabteilung leitete - bislang in angelsächsischen Ländern verlief.

Eike Schmidt, 1968 in Freiburg geboren, konnte sich, von italienischen Medien auf seine Verbindung zu Florenz angesprochen, dennoch auf ein langes Leben in und mit der italienischen Kunst berufen: Promoviert hatte er 1994 mit einer Arbeit über die Ebenholzskulpturen der Medici, seine jüngste Veröffentlichung gilt Michelangelo. Mehrere Jahre verbrachte er als Stipendiat in Florenz und Bologna, und sogar einen Preis erhielt er, im Jahr 1997: eine Auszeichnung für den besten Beitrag eines jungen Gelehrten zu den italienischen Geisteswissenschaften, vergeben von der Galileo-Galilei-Stiftung in Pisa. Überhaupt gilt der größte Teil seiner Veröffentlichungen italienischen Gegenständen: Sie handeln von florentinischen Bronzen des 18. Jahrhunderts und von Tintoretto, von barocken Brunnen und vom päpstlichen Rom. Antonio Natali, seit fast zehn Jahren Direktor der Uffizien und bis vor Kurzem ein aussichtsreicher Kandidat für die eigene Nachfolge, wird nicht ohne Wehmut weichen. An den Qualifikationen seines Nachfolgers jedoch gibt es überhaupt keinen Zweifel.

Fast zwei Millionen Menschen besuchen pro Jahr die Uffizien. Ihre Anwesenheit ist neu zu regeln. Die im Sommer oft mehrere Hundert Meter langen Schlangen vor dem Eingang sind weder den Besuchern noch dem Museum zuzumuten. Die Sicherheit vieler Kunstwerke ist nicht unbedingt gewährleistet, die Leistungsfähigkeit der Klimaanlagen gilt zumindest als zweifelhaft. Und diese Aufgaben werden nicht einfacher dadurch, dass die Säle der Uffizien, ja die gesamten Gebäude, nicht minder Kunstwerke sind als die darin ausgestellten Gemälde oder Plastiken. Den neuen Direktor erwarten Aufgaben, die nicht unbedingt etwas mit Kunstwissenschaft zu tun haben, sehr viel dagegen mit Management.

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