Profil:"Dirty Harry" will Präsident werden

Rodrigo Duterte; Davao; Philippinen

"Dirty Harry" der Philippinen, der nun Präsident werden will: Rodrigo Duterte.

(Foto: AP)

Als Bürgermeister hat Rodrigo Duterte seine Vorschriften angeblich schon mit dem Revolver durchgesetzt. Nun will er auf den Philippinen Präsident werden.

Von Arne Perras

Über den Bürgermeister von Davao erzählt man sich wilde Geschichten. Eine geht so: In einer Bar betrinkt sich ein Fremder und motzt gegen das Rauchverbot. "Wer befiehlt denn so was?" stänkert er und qualmt frech weiter. Da holt der Besitzer Hilfe. Der Bürgermeister ist zufällig um die Ecke und nimmt das gleich selbst in die Hand. Er tritt durch die Tür, zieht seinen Revolver und zielt dem Gast zwischen die Beine. Zigarette oder Manneskraft. Das kann sich der Aufmüpfige jetzt aussuchen.

Es heißt, der Fremde habe die Bar nüchtern und unversehrt wieder verlassen.

Sie nennen ihn "Dirty Harry". Die philippinische Reinkarnation von Clint Eastwood heißt Rodrigo Duterte, war siebenmal Bürgermeister der Stadt Davao und geht nun ins Rennen um die Präsidentschaft. Die einen jubeln, die anderen zittern. Umstrittener als dieser Kandidat ist keiner. Ein filmreifes Leben hat der 70-Jährige schon hinter sich, aber jetzt will er es noch mal wissen.

Er verspricht, seine Nation von allen Gangstern, Dealern und sonstigen finsteren Gestalten zu befreien. Das kommt gut an in einem Land, wo das Vertrauen in Polizei und Justiz zerschlagen ist, wo viele erleben, wie sich Staatsdiener kaufen lassen.

Auch wenn er viel Konkurrenz hat, gelten seine Chancen als gar nicht schlecht. Wie Duterte zupackt, hat er als Stadtoberhaupt vorgemacht. Die Bösewichte von Davao forderte er auf, schnellstens zu verschwinden. Sie könnten es sich aussuchen, wie sie den Ort verlassen wollten: in der Vertikalen oder der Horizontalen. Heute zählt der Ort, der einst im Sumpf des Verbrechens versank, zu den sichersten im Land. Dutertes Anhänger finden also, dass er alles richtig macht. Sie nennen ihn ehrfurchtsvoll: "the punisher."

Menschenrechtler sind entsetzt

Menschenrechtler sind über die Strafaktionen entsetzt. Sie fordern, dass die Rolle des Bürgermeisters untersucht werden müsse, seitdem er im Fernsehen bekannte. "Bin ich das Todeskommando? Das ist wahr!"

Als Anwalt kennt er die Gesetze, aber die Marke Duterte lebt vom Image des gnadenlosen Rächers der Entrechteten. Dafür kultiviert er auch eine derbe Sprache. Schmutzige Witze gehören zum festen Repertoire eines Mannes, der mit 70 auch noch gerne den machohaften Herzensbrecher gibt. Mit dem derben Wort treibt er es sehr weit. So hat er jüngst den Papst als Hurensohn beschimpft, weil der beim Besuch im Januar den Verkehr lahmgelegt habe. Der Klerus auf den erzkatholischen Philippinen kocht. Und inzwischen dämmerte es selbst Duterte, dass der Spruch vielleicht nicht sein klügster war.

Da half nur noch eines. Er schlüpfte in die Rolle des reuigen Sünders und erklärte, er habe Franziskus nicht beleidigen wollen. Jetzt verspricht Duterte, bei jedem Fluch 1000 Pesos an die Caritas zu spenden. 20 Euro pro Ausrutscher. Der Bischof von Davao hat ihm einen Rosenkranz geschenkt, damit er Buße tue. Das war knapp für Dirty Harry. Gerade noch davongekommen.

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