Profil:Diana Iljine

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Diana Iljine, Direktorin des Filmfests München mit einem Faible für Dresscodes. (Foto: Sonja Calvert)

Direktorin des Filmfests München mit einem Faible für Dresscodes.

Von Susanne Hermanski

Diana Iljine jobbte schon in ihrer Studentenzeit beim Münchner Filmfest. Ihre Aufgabe war es damals, als Gästebegleiterin dafür zu sorgen, dass sich Stars wie Audrey Hepburn auf dem Festival wohlfühlten. Aus dieser Zeit stammt auch eine der wenigen komischen Geschichten, die Diana Iljine je über sich selbst erzählt. Denn mit ihrem stets zu Scherzen aufgelegten Kollegen Dieter Kosslick lässt sich die 50-jährige, eher trockene Münchner Festivaldirektorin kaum vergleichen.

Seinerzeit jedenfalls holte sie John Waters, den US-amerikanischen Regisseur solcher Trash-Opern wie "Hairspray" vom Flughafen ab. "I wanna see feet!" war das Erste, was er zu ihr sagte. "Ich wusste überhaupt nicht, was er meinte mit: Er wolle Füße sehen." Ein Kollege, der heute als Filmproduzent in Hollywood lebt, rief sofort: "Ist das geil!" Der Kollege nahm ihr den flippigen Amerikaner ab, der Fußfetischist ist, und sie bekam dafür seinen Gast, den Briten Stephen Frears.

Diana Iljine wirkt heute, als könnte sie keine männliche Verrücktheit mehr aus der Ruhe bringen. Nach ihrer ersten Münchner Phase, die sie mit einer Magisterarbeit über Bernd Eichinger abschloss, ist die gebürtige Frankfurterin herumgekommen in der Welt. Die Mutter einer Tochter lebte in Paris, startete ihre Karriere in Hamburg und Köln als Aufnahmeleiterin und Produktionsassistentin, zog - mittlerweile Filmeinkäuferin für RTL 2 - mit dem Sender wieder nach München.

Als sie 2012 den langjährigen Leiter des Filmfests, Andreas Ströhl, ablöste, ging ein Raunen durch die Branche. Nicht nur, dass der intellektuelle Cineast so anders war als Iljine - eine Frau auf diesem Posten, gab es das denn überhaupt irgendwo bei einem anderen Filmfestival auf der Welt? Noch dazu eine, die sich offen dazu bekannte, dem künstlerisch ausgerichteten Fest "mehr Glamour" bescheren zu wollen? Auf die Frage, wozu man denn in Zeiten der weltweiten medialen Vernetzung noch ein Festival mit internationalen Filmen brauche, antwortete sie prosaisch: "Wozu braucht man die Opernfestspiele oder das Oktoberfest? Ein Filmfest ist ein Wirtschaftsgut. Aber vor allem auch Kulturgut." Der kleine Nachsatz kam gerade noch rechtzeitig.

Iljine spricht stets ohne Schwulst und Schwärmerei. Und das ist eher ungewöhnlich für so ein metaphernreiches Metier wie das Filmgeschäft. Und ihre Sprache gefällt den Politikern und den heutzutage so wichtigen Sponsoren. Den Etat ihres Festivals konnte sie auf diese Weise verdoppeln. Und die Publikumszahlen sind ebenfalls gestiegen. Trotzdem lohnt es sich, einmal einen symbolhaften Blick auf Diana Iljines Füße zu werfen - auch wenn John Waters das seinerzeit irgendwie anders meinte. Denn Iljine, die den Männern bei ihren Einladungen zu den großen Gala-Veranstaltungen gern als Dresscode Smoking und Lackschuhe verordnet - trägt selbst nie High Heels. Ihr ist was Flaches lieber. Dafür kann sie dann auch nach 23 Uhr noch klar denken.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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