Landshut:Der Mann, der die CSU nach 46 Jahren vom Thron gestoßen hat

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Neuer OB der FDP in Landshut, wo der Boden traditionell tiefschwarz geteert ist. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Alexander Putz ist der neue Oberbürgermeister in Landshut, wo der Boden traditionell tiefschwarz geteert ist. Seinen Sieg verdankt der FDP-Mann auch seiner Rolle als Anti-Politiker.

Von Andreas Glas

Der Landshuter nennt Landshut ja gerne mal L.A. Er meint das selbstironisch, weil das Kfz-Kennzeichen LA so schön nach Los Angeles klingt. Irgendwie passte es da ins Bild, dass Alexander Putz bei der FDP-Wahlparty am Sonntagabend ganz amerikanisch auf einem Stuhl stand und seinen Anhängern einen noch amerikanischeren Satz zurief: "Heute haben wir bewiesen, dass man vieles erreichen kann, wenn man nur daran glaubt."

Nein, im niederbayerischen Landshut ist kein amerikanischer Traum in Erfüllung gegangen, dafür aber der Traum jedes bayerischen FDP-Kommunalpolitikers: Der Liberale Alexander Putz hat die Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt gewonnen, haushoch noch dazu. Dass Putz nach seinem Wahlsieg von einem "historischen Abend" sprach, war nicht übertrieben.

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Historisch ist die Landshuter OB-Wahl deshalb, weil Putz nach 32 langen Jahren der erste liberale Rathaus-Chef einer kreisfreien Stadt in Bayern sein wird. Der bislang letzte FDP-Oberbürgermeister war Kurt Scherzer, der bis 1984 im fränkischen Fürth regierte. Und erst recht historisch ist der FDP-Triumph, weil er auf einem Boden statt fand, der traditionell tiefschwarz geteert ist. Seit 1970, fast ein halbes Jahrhundert lang, war der Landshuter OB immer im Besitz eines CSU-Parteibuchs; in all den Jahren musste kein einziger CSU-Kandidat in die Stichwahl. Diesmal reichte es nicht einmal im zweiten Wahlgang. Mit 37 Prozent ging CSU-Bewerber Helmut Radlmeier regelrecht unter gegen den FDP-Mann Putz, der 63 Prozent holte.

"In Landshut wurde auch die Arroganz der CSU abgewählt", spöttelte FDP-Landeschef Albert Duin am Wahlabend. Eine gesunde Einschätzung, denn ein Parteierfolg ist der Landshuter FDP-Triumph eher nicht. Im Wahlkampf wurde Alexander Putz nicht müde zu betonen, dass er die Menschen über Parteigrenzen hinweg ansprechen wolle.

Bauingenieur Putz, 53, ist gebürtiger Österreicher und politischer Quereinsteiger, seit vier Jahren erst FDP-Mitglied. Im vergangenen Jahr kandidierte er erfolglos gegen Albert Duin um den Landesvorsitz der Bayern-FDP. Wenn Putz über Politik und Politiker spricht, dann meint er nicht sich selbst, dann meint er die anderen, die sogenannten Etablierten, die er für machtbequem hält und für unfähig, Politik in verständlicher Sprache zu vermitteln. Er weiß, dass die Rolle des Anti-Politikers zurzeit bei vielen Menschen gut ankommt. Mit dieser Rolle hat er im Wahlkampf kokettiert und gewonnen - ohne in AfD-Manier zu hetzen oder um jeden Preis zu polarisieren.

Mit dieser Strategie könnte Alexander Putz ein Vorbild sein für Kommunalpolitiker im Rest der Republik. Nicht nur in Bayern sind ja die Zeiten vorbei, in denen die Parteien blind auf ihr Klientel vertrauen konnten. Triumphator Putz steht derweil vor einer neuen Herausforderung: Die Politiker sind jetzt nicht mehr die anderen. Als Oberbürgermeister muss er selbst Politik machen.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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