Profil:Carlos Tavares

Chef des Peugeot-Citroën-Konzerns und damit Ober-Sanierer von Opel.

Von Max Hägler

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(Foto: Daniel Roland/AFP)

Der erste Eindruck trügt, wieder einmal. Vielleicht ist auch das ein Erfolgskonzept dieses Mannes, der als Chef des Peugeot-Citroën-Konzerns (PSA) mittlerweile für ein deutsches Traditionsunternehmen verantwortlich ist. Carlos Tavares sitzt in Rüsselsheim, in einem fensterlosen Raum der Opel-Zentrale, und lächelt unentwegt ein feines Lächeln. Sonst ist fast keine Regung zu beobachten. Als Desinteresse werten das manche, aber der Mann lässt nicht in sich hineinschauen. Tatsächlich geht es ums Ganze. Gerade erklärt der neue Opel-Chef Michael Lohscheller, wie der defizitäre Autobauer nach 17 Jahren wieder Gewinne einfahren soll. Es geht um einen Plan zum Überleben. Tavares bleibt kontrolliert. Ein deutscher Autochef sagte über seinen Kollegen: "Tavares ist so effizient wie keiner sonst." Als im März die Kaufabsicht von Peugeot öffentlich wurde, da war Tavares gerade auf einer Automesse in Genf. Er bat Journalisten spontan zum Gespräch. In der lärmumtosten Ecke einer Messehalle stand der hagere Manager umringt von zwei Dutzend Leuten und erklärte sich - für andere Vorstandschefs eine untragbare Situation. Tavares, dem man sein diszipliniertes Leben ansieht, wollte den Umständen entsprechend das Beste herausholen und in diesem Fall rasch den Ton setzen: dass deutsche Präzision und französische Emotion sich doch gut ergänzten. Der 59-Jährige ist Portugiese. Nach einem Ingenieur-Studium begann er bei dem anderen großen französischen Autokonzern, Renault. Er lernte die Welt der Kennzahlen und optimierten Prozesse schätzen und arbeitete sich bis auf Platz zwei im Vorstand vor. Als er dann 2013 in einem Interview so selbstbewusst wie offenherzig davon sprach, dass er sich zum Chefsein berufen fühle - da flog er bei Renault raus und wurde sogleich bei Peugeot angeheuert. Das Unternehmen war damals in einer ähnlich schwierigen Situation wie Opel, mittlerweile ist es jedoch weitgehend genesen.

Dass der Turnaround im Einvernehmen mit den Arbeitnehmern gelang, trotz eines andauernden Personalabbaus, mag auch daran liegen, dass Tavares den Effizienzfetisch mit besonder großer Liebe zum Auto verbindet. Seit Jugendjahren fährt er Autorennen. Eigentlich ist Topmanagern solch ein gefährlicher Sport verboten, Tavares hingegen hat sich ausbedungen, dass er weiter am Steuer sitzen darf. Clementeam heißt seine Renn-Truppe, benannt nach seiner dritten Tochter Clementine.

Auch als er in Rüsselsheim auf die Bühne geht, um seine Leitlinie für die Marke Opel vorzugeben, da wird der ansonsten so kontrollierte Manager ganz lebendig. Tavares dankt den "großartigen Leuten", die er hier getroffen habe. So gut seien die, so viel werde hier gearbeitet: "Großartig." Der Automann Tavares versteht sich auf Motivation. Der Zahlenmann Tavares schiebt sogleich hinterher, dass all das noch nicht reiche, nur Leistung zähle.

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