Profil:Bill Clinton

Aids conference Melbourne; clinton

Bill Clintons Charisma hat nicht nachgelassen, während er sich vom Saxofon spielenden Kumpel zum globalen Großvater entwickelte.

(Foto: picture alliance / dpa)

Globaler Großvater und problematischer Großverdiener.

Von Nicolas Richter

Vor 14 Jahren hat William Jefferson Clinton das Weiße Haus verlassen, aber weg war er nie. Als Redner sieht man ihn zuweilen öfter als seine Nachfolger George W. Bush oder Barack Obama, denen zu viel Öffentlichkeit immer lästig war. Ebenfalls vor 14 Jahren hat Hillary Clinton die Rolle der First Lady gegen eine eigene Karriere getauscht; Bills oft betrogene, aber vermutlich doch geliebte Ehefrau war seitdem Senatorin, Ministerin und ist jetzt, zum zweiten Mal, Kandidatin für das Weiße Haus. In all den Jahren begleitete sie diese Frage: Ist es ein Wettbewerbsvorteil, Bill zu haben, oder würde sie am Ende sogar trotz seiner Hilfe erste Frau an der Staatsspitze?

Bill Clinton, 68, ist nach wie vor ein famoser Redner. Sein Charisma hat nicht nachgelassen, während er sich vom Saxofon spielenden Kumpel zum globalen Großvater entwickelte. In manchen Wahlkämpfen, etwa 2012 beim Duell der Kopfmenschen Obama und Mitt Romney, lagen in Bills furiosen Auftritten die einzigen rhetorischen Glücksmomente. Allerdings lässt sich Bill Clinton gut bezahlen für seine Kunst: Von 2001 bis 2013 hat er allein mit seinen Reden mehr als hundert Millionen Dollar verdient. Der Washington Post zufolge stammt das Geld unter anderem von Dutzenden Konzernen, die gleichzeitig an Clintons globale Stiftung gespendet haben. Das bedeutet erstens, dass Clinton an der Arbeit seiner wohltätigen Organisation mittelbar verdient. Es bedeutet zweitens, dass von der Stiftung und deren Geldgebern auch Hillary profitiert, da Bills Honorare in die Familienkassen fließen.

Der Interessenkonflikt ist offensichtlich: Großbanken, Rüstungskonzerne und ausländische, teils autokratische Regierungen spenden an die Stiftung der Clintons und verpflichten Bill als Redner. Sie rechnen damit, ihren Ruf zu pflegen, vielleicht aber auch mit mehr - dem Wohlwollen der US-Regierung etwa, die von 2009 bis 2013 von Außenministerin Hillary Clinton vertreten wurde und womöglich, von 2017 an, von US-Präsidentin Hillary Clinton geführt werden wird. Bills Geschäfte also stellen die Unabhängigkeit seiner Frau infrage. Sie hat diesen Verdacht selbst genährt, indem sie Tausende "privater" E-Mails aus ihrer Zeit im Ministerium löschte. Bald erscheint auch noch das Buch "Clinton Cash", in dem der konservative Autor Peter Schweizer neue Details über die Vermögensverhältnisse (und Abhängigkeiten) der Clintons enthüllt.

Weil die Clintons einmalig sind, bietet die Geschichte nur ein Lehrbeispiel dafür, ob ein Ex-Präsident und Gatte nützliche Wahlkampfhilfe leistet: Das Beispiel sind die Clintons selbst, als Hillary 2008 für die Präsidentschaft kandidierte. Bill schlug sich zwar emsig für seine Frau, traf aber nur selten den richtigen Ton und wirkte auf Hillarys Team durchweg schwer steuerbar. Diesmal, sagt er, will er sich eher als "Berater" einbringen. An seiner Kämpfernatur ändert das freilich nichts: "In meiner Familie", sagt er, "sind wir nicht gut darin, aufzugeben."

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