Profil:Bernard Cazeneuve

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Wohl letzter Premierminister der Hollande-Präsidentschaft: Bernard Cazeneuve. (Foto: Etienne Laurent/dpa)

Stets der Ausputzer und nun wohl letzter Premierminister der Hollande-Präsidentschaft.

Von Christian Wernicke

Der Kleinste wird nun der Erste sein in Paris. "Ein Meter siebenundsechzig, ohne Absätze", sagt Bernard Cazeneuve über sich selbst. Frankreichs neuer Premier fügt bisweilen hinzu, seine Größe sei "das Einzige, was mich mit Napoléon" verbindet. In solch einem Moment kann passieren, was öffentlich selten geschieht: Der 53-jährige Sozialist zeigt Regung und lächelt.

Niemanden in Paris überraschte es, als Präsident François Hollande ausgerechnet diesen stillen Technokraten an die Spitze seiner wohl letzten Regierung berief. Cazeneuve gilt als extrem zuverlässig, loyal, effizient - ideale Eigenschaften, um die fünfmonatige Restlaufzeit von Hollandes Amtsperiode zu verwalten. Große neue Initiativen, gar einen politischen Kurswechsel, wird es mit Cazenueve kaum mehr geben. Gegen den Umzug dieses früheren Rechtsanwalts in das schöne Hôtel Matignon, den Amtssitz des Premiers, sprach nur, dass er sich als Innenminister im Kampf gegen den Terror bewährt hatte. Frankreich lebt weiterhin im Ausnahmezustand, die Geheimdienste befürchten im nun heraufziehenden Wahlkampf Anschläge.

Cazeneuve steht bei den regierenden Sozialisten im Ruf, eine "Allzweckwaffe" zu sein. Der Mann mit dem markanten, fast kahlen Schädel dient Hollande bereits auf dem vierten Posten. Obwohl beim Referendum 2005 noch gegen die EU-Verfassung votierend, wurde er Staatsminister für Europafragen. Als neun Monate später ein neuer Budgetminister gebraucht wurde, wechselte Cazeneuve flink nach Bercy, in den Betonkoloss des Finanzministeriums. Ende März 2014 musste er wieder umziehen, diesmal ins Hôtel de Beauvau, das Innenministerium. Er füllte dort die Lücke, die Manuel Valls gerissen hatte: Damals wurde Valls Premier, jetzt kandidiert er für die Präsidentschaftswahlen im Frühjahr. Cazeneuve hilft aus, wie immer. Freunde nennen ihn "R2D2", wie den kleinen Roboter aus "Star Wars".

Den Franzosen gilt der kleine Herr als "Monsieur Catastrophe" - als Mann, der angesichts von Terrorattentaten, Fußballkrawallen oder Naturkatastrophen stets Ruhe und Haltung bewahrte. Nach jedem Unglück tauchte er vor Ort auf, immer im akkurat sitzenden Anzug, samt Einstecktuch. Mit tonloser Stimme und präzisen Worten analysierte Cazeneuve die Lage. Sein Job sei die "Entängstigung" der Franzosen, hat er dem Parisien anvertraut. Denn ein Land in Angst sei unregierbar.

Begonnen hat Cazeneuve seine politische Karriere vor zwanzig Jahren am Ärmelkanal. In Cherbourg war er elf Jahre Bürgermeister, später auch Abgeordneter. In seinem Wahlkreis liegt die Wiederaufbereitungsanlage von La Hague, auch deshalb ist er ein Freund der Atomenergie. Der Hobbygärtner und Musikliebhaber räumt ein, dass ihn der Lärm des politischen Betriebs bisweilen nerve. Er liebt die Ruhe - und er hat seinen Sozialisten angekündigt, er wolle nach den Wahlen Schluss machen mit der Politik. Wenn sie ihn den gehen lassen.

© SZ vom 07.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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